18.01.2013 Aufrufe

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

63796 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 721<br />

er: wo bleibt die Vergeltung? Und er selbst, im heftigen<br />

<strong>Wille</strong>nsdrange, der sein Ursprung <strong>und</strong> sein<br />

Wesen ist, ergreift die Wollüste <strong>und</strong> Genüsse des Lebens,<br />

hält sie umklammert fest, <strong>und</strong> weiß nicht, daß er<br />

durch eben diesen Akt seines <strong>Wille</strong>ns, alle die<br />

Schmerzen <strong>und</strong> Quaalen des Lebens, vor deren Anblick<br />

er schaudert, ergreift <strong>und</strong> fest an sich drückt. Er<br />

sieht das Uebel, er sieht das Böse in der <strong>Welt</strong>; aber<br />

weit entfernt zu erkennen, daß Beide nur verschiedene<br />

Seiten der Erscheinung des einen <strong>Wille</strong>ns zum Leben<br />

sind, hält er sie für sehr verschieden, ja ganz entgegengesetzt,<br />

<strong>und</strong> sucht oft durch das Böse, d.h. durch<br />

Verursachung des fremden Leidens, dem Uebel, dem<br />

Leiden des eigenen Individuums, zu entgehn, befangen<br />

im principio individuationis, getäuscht durch den<br />

Schleier der Maja. – Denn, wie auf dem tobenden<br />

Meere, das, nach allen Seiten unbegränzt, heulend<br />

Wasserberge erhebt <strong>und</strong> senkt, auf einem Kahn ein<br />

Schiffer sitzt, dem schwachen Fahrzeug vertrauend;<br />

so sitzt, mitten in einer <strong>Welt</strong> voll Quaalen, ruhig der<br />

einzelne Mensch, gestützt <strong>und</strong> vertrauend auf das<br />

principium individuationis, oder die Weise wie das<br />

Individuum die Dinge erkennt, <strong>als</strong> Erscheinung, <strong>Die</strong><br />

unbegränzte <strong>Welt</strong>, voll Leiden überall, in unendlicher<br />

Vergangenheit, in unendlicher Zukunft, ist ihm fremd,<br />

ja ist ihm ein Mährchen: seine verschwindende Person,<br />

seine ausdehnungslose Gegenwart, sein augen-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!