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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64466 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1391<br />

demnach dessen Folgen <strong>und</strong> die Zukunft allezeit bedenkt,<br />

das Sustine et abstine sehr häufig zu üben<br />

haben, indem er, um die möglichste Schmerzlosigkeit<br />

des Lebens zu erlangen, die lebhaften Freuden <strong>und</strong><br />

Genüsse meistens zum Opfer bringt, eingedenk des<br />

Aristotelischen ho phronimos to alypon diôkei, ou to<br />

hêdy (quod dolore vacat, non quod suave est, persequitur<br />

vir prudens). Daher borgt bei ihm stets die Zukunft<br />

von der Gegenwart; statt daß beim leichtsinnigen<br />

Thoren die Gegenwart von der Zukunft borgt,<br />

welche, dadurch verarmt, nachher bankrott wird. Bei<br />

Jenem muß freilich die Vernunft meistens die Rolle<br />

eines grämlichen Mentors spielen <strong>und</strong> unablässig auf<br />

Entsagungen antragen, ohne dafür etwas Anderes versprechen<br />

zu können, <strong>als</strong> eine ziemlich schmerzlose<br />

Existenz. <strong>Die</strong>s beruht darauf, daß die Vernunft, mittelst<br />

ihrer Begriffe, das Ganze des Lebens überblickt,<br />

dessen Ergebniß, im berechenbar glücklichsten Fall,<br />

kein anderes seyn kann, <strong>als</strong> das besagte.<br />

<strong>Die</strong>ses Streben nach einer schmerzlosen Existenz,<br />

so weit sie, durch Anwendung <strong>und</strong> Befolgung vernünftiger<br />

Ueberlegung <strong>und</strong> erlangter Erkenntniß der<br />

wahren Beschaffenheit des Lebens, möglich seyn<br />

möchte, hat, <strong>als</strong> es mit strenger Konsequenz <strong>und</strong> bis<br />

zum äußersten Extrem durchgeführt wurde, den Kynismus<br />

erzeugt, aus welchem nachher der Stoicismus<br />

hervorgieng; wie ich <strong>Die</strong>s, zu festerer Begründung der<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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