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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63180 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 105<br />

zurückführen ließen auf Zeit <strong>und</strong> Raum <strong>und</strong> Materie,<br />

wenn wir aufs Objekt, oder reine Sinnlichkeit <strong>und</strong><br />

Verstand (d.i. Erkenntniß der Kausalität), wenn wir<br />

aufs Subjekt sehn, ist im Menschen allein, unter allen<br />

Bewohnern der Erde, noch eine andere Erkenntnißkraft<br />

eingetreten, ein ganz neues Bewußtseyn aufgegangen,<br />

welches sehr treffend <strong>und</strong> mit ahndungsvoller<br />

Richtigkeit die Reflexion genannt ist. Denn es ist in<br />

der That ein Wiederschein, ein Abgeleitetes von jener<br />

anschaulichen Erkenntniß, hat jedoch eine von Gr<strong>und</strong><br />

aus andere Natur <strong>und</strong> Beschaffenheit <strong>als</strong> jene angenommen,<br />

kennt deren Formen nicht, <strong>und</strong> auch der<br />

Satz vom Gr<strong>und</strong>, der über alles Objekt herrscht, hat<br />

hier eine völlig andere Gestalt. <strong>Die</strong>ses neue, höher potenzirte<br />

Bewußtseyn, dieser abstrakte Reflex alles Intuitiven<br />

im nichtanschaulichen Begriff der Vernunft,<br />

ist es allein, der dem Menschen jene Besonnenheit<br />

verleiht, welche sein Bewußtseyn von dem des Thieres<br />

so durchaus unterscheidet, <strong>und</strong> wodurch sein ganzer<br />

Wandel auf Erden so verschieden ausfällt von dem<br />

seiner unvernünftigen Brüder. Gleich sehr übertrifft er<br />

sie an Macht <strong>und</strong> an Leiden. Sie leben in der Gegenwart<br />

allein; er dabei zugleich in Zukunft <strong>und</strong> Vergangenheit.<br />

Sie befriedigen das augenblickliche Bedürfniß;<br />

er sorgt durch die künstlichsten Anstalten für<br />

seine Zukunft, ja für Zeiten, die er nicht erleben kann.<br />

Sie sind dem Eindruck des Augenblicks, der Wirkung<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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