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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63696 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 621<br />

man die eigentliche Selbstkenntniß in gewissem<br />

Grade erworben hat. Der empirische Chrakter ist, <strong>als</strong><br />

bloßer Naturtrieb, an sich unvernünftig: ja, seine Aeußerungen<br />

werden noch dazu durch die Vernunft gestört,<br />

<strong>und</strong> zwar um so mehr, je mehr Besonnenheit<br />

<strong>und</strong> Denkkraft der Mensch hat. Denn diese halten ihm<br />

immer vor, was dem Menschen überhaupt, <strong>als</strong> Gattungscharakter,<br />

zukommt <strong>und</strong> im Wollen, wie im Leisten,<br />

demselben möglich ist. Hiedurch wird ihm die<br />

Einsicht in Dasjenige, was allein von dem Allen er,<br />

vermöge seiner Individualität, will <strong>und</strong> vermag, erschwert.<br />

Er findet in sich zu allen, noch so verschiedenen<br />

menschlichen Anstrebungen <strong>und</strong> Kräften die<br />

Anlagen; aber der verschiedene Grad derselben in seiner<br />

Individualität wird ihm nicht ohne Erfahrung klar:<br />

<strong>und</strong> wenn er nun zwar zu den Bestrebungen greift, die<br />

seinem Charakter allein gemäß sind, so fühlt er doch,<br />

besonders in einzelnen Momenten <strong>und</strong> Stimmungen,<br />

die Anregung zu gerade entgegengesetzten, damit unvereinbaren,<br />

die, wenn er jenen ersteren ungestört<br />

nachgehn will, ganz unterdrückt werden müssen.<br />

Denn, wie unser physischer Weg auf der Erde immer<br />

nur eine Linie, keine Fläche ist; so müssen wir im<br />

Leben, wenn wir Eines ergreifen <strong>und</strong> besitzen wollen,<br />

unzähliges Anderes, rechts <strong>und</strong> links, entsagend, liegen<br />

lassen. Können wir uns dazu nicht entschließen,<br />

sondern greifen, wie Kinder auf dem Jahrmarkt, nach<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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