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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64604 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1529<br />

Charakter des Wollens, sondern bloß dessen Anwendung<br />

auf die vorliegenden Umstände. Eine berichtigte<br />

Erkenntniß kann das Handeln nur in so weit modificiren,<br />

<strong>als</strong> sie die dem <strong>Wille</strong>n zugänglichen Objekte seiner<br />

Wahl genauer nachweist <strong>und</strong> richtiger beurtheilen<br />

läßt; wodurch er nunmehr sein Verhältniß zu den Dingen<br />

richtiger ermißt, deutlicher sieht, was er will, <strong>und</strong><br />

demzufolge dem Irrthum bei der Wahl weniger unterworfen<br />

ist. Aber über das Wollen selbst, über die<br />

Hauptrichtung, oder die Gr<strong>und</strong>maxime desselben hat<br />

der Intellekt keine Macht. Zu glauben, daß die Erkenntniß<br />

wirklich <strong>und</strong> von Gr<strong>und</strong> aus den <strong>Wille</strong>n bestimme,<br />

ist wie glauben, daß die Laterne, die Einer<br />

bei Nacht trägt, das primum mobile seiner Schritte<br />

sei. – Wer, durch Erfahrung oder fremde Ermahnung<br />

belehrt, einen Gr<strong>und</strong>fehler seines Charakters erkennt<br />

<strong>und</strong> beklagt, faßt wohl den festen <strong>und</strong> redlichen Vorsatz,<br />

sich zu bessern <strong>und</strong> ihn abzulegen: trotz Dem<br />

aber erhält, bei nächster Gelegenheit, der Fehler freien<br />

Lauf. Neue Reue, neuer Vorsatz, neues Vergehn.<br />

Wann dies einige Male so durchgemacht ist, wird er<br />

inne, daß er sich nicht bessern kann, daß der Fehler in<br />

seiner Natur <strong>und</strong> Persönlichkeit liegt, ja, mit dieser<br />

Eins ist. Jetzt wird er seine Natur <strong>und</strong> Persönlichkeit<br />

mißbilligen <strong>und</strong> verdammen, ein schmerzliches Gefühl<br />

haben, welches bis zur Gewissenspein steigen<br />

kann: aber jene zu ändern vermag er nicht. Hier sehn<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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