18.01.2013 Aufrufe

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

63281 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 206<br />

Gebrauch seiner Vernunft gelangen kann, <strong>und</strong> auf<br />

welchem sein Unterschied vom Thiere sich am deutlichsten<br />

zeigt, ist <strong>als</strong> Ideal dargestellt im Stoischen<br />

Weisen. Denn die Stoische Ethik ist ursprünglich <strong>und</strong><br />

wesentlich gar nicht Tugendlehre, sondern bloß Anweisung<br />

zum vernünftigen Leben, dessen Ziel <strong>und</strong><br />

Zweck Glück durch Geistesruhe ist. Der tugendhafte<br />

Wandel findet sich dabei gleichsam nur per accidens,<br />

<strong>als</strong> Mittel, nicht <strong>als</strong> Zweck ein. Daher ist die Stoische<br />

Ethik, ihrem ganzen Wesen <strong>und</strong> Gesichtspunkt nach,<br />

gr<strong>und</strong>verschieden von den unmittelbar auf Tugend<br />

dringenden ethischen Systemen, <strong>als</strong> da sind die Lehren<br />

der Veden, des Plato, des Christenthums <strong>und</strong><br />

Kants. Der Zweck der Stoischen Ethik ist Glück:<br />

telos to eudaimonein (virtutes omnes finem habere<br />

beatitudinem) heißt es in der Darstellung der Stoa bei<br />

Stobäos. (Ecl., L. II, c. 7, p. 114, <strong>und</strong> ebenfalls p.<br />

138.) Jedoch weist die Stoische Ethik nach, daß das<br />

Glück im innern Frieden <strong>und</strong> in der Ruhe des Geistes<br />

(aparaxia) allein sicher zu finden sei, <strong>und</strong> diese wieder<br />

allein durch Tugend zu erreichen: eben dieses nur<br />

bedeutet der Ausdruck, daß Tugend höchstes Gut sei.<br />

Wenn nun aber freilich allmälig der Zweck über das<br />

Mittel vergessen <strong>und</strong> die Tugend auf eine Weise empfohlen<br />

wird, die ein ganz anderes Interesse, <strong>als</strong> das<br />

des eigenen Glückes verräth, indem es diesem zu<br />

deutlich widerspricht; so ist dies eine von den Inkon-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!