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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64980 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1905<br />

Kapitel 36. 47<br />

Vereinzelte Bemerkungen zur Aesthetik der<br />

bildenden Künste<br />

In der Skulptur sind Schönheit <strong>und</strong> Grazie die Hauptsache:<br />

in der Malerei aber erhalten Ausdruck, Leidenschaft,<br />

Charakter das Uebergewicht; daher von der<br />

Forderung der Schönheit eben so viel nachgelassen<br />

werden muß. Denn eine durchgängige Schönheit aller<br />

Gestalten, wie die Skulptur sie fordert, würde dem<br />

Charakteristischen Abbruch thun, auch durch die Monotonie<br />

ermüden. Demnach darf die Malerei auch<br />

häßliche Gesichter <strong>und</strong> abgezehrte Gestalten darstellen:<br />

die Skulptur hingegen verlangt Schönheit, wenn<br />

auch nicht stets vollkommene, durchaus aber Kraft<br />

<strong>und</strong> Fülle der Gestalten. Folglich ist ein magerer<br />

Christus am Kreuz, ein von Alter <strong>und</strong> Krankheit abgezehrter,<br />

sterbender heiliger Hieronymus, wie das<br />

Meisterstück Domenichino's, ein für die Malerei passender<br />

Gegenstand: hingegen der durch Fasten auf<br />

Haut <strong>und</strong> Knochen reducirte Johannes der Täufer, in<br />

Marmor, von Donatello, auf der Gallerie zu Florenz,<br />

wirkt, trotz der meisterhaften Ausführung, widerlich.<br />

– Von diesem Gesichtspunkt aus scheint die<br />

Skulptur der Bejahung, die Malerei der Verneinung<br />

des <strong>Wille</strong>ns zum Leben angemessen, <strong>und</strong> hieraus<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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