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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63769 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 694<br />

oder Recht sind. Sobald eine Handlung nicht, auf die<br />

oben auseinandergesetzte Weise, in die Sphäre der<br />

fremden <strong>Wille</strong>nsbejahung, diese verneinend, eingreift,<br />

ist sie nicht Unrecht. Daher z.B. das Versagen der<br />

Hülfe bei dringender fremder Noth, das ruhige Zuschauen<br />

fremden Hungertodes bei eigenem Ueberfluß,<br />

zwar grausam <strong>und</strong> teuflisch, aber nicht Unrecht ist:<br />

nur läßt sich mit völliger Sicherheit sagen, daß wer<br />

fähig ist, die Lieblosigkeit <strong>und</strong> Härte bis zu einem<br />

solchen Grade zu treiben, auch ganz gewiß jedes Unrecht<br />

ausüben wird, sobald seine Wünsche es fordern<br />

<strong>und</strong> kein Zwang es wehrt.<br />

Der Begriff des Rechts, <strong>als</strong> der Negation des Unrechts,<br />

hat aber seine hauptsächliche Anwendung, <strong>und</strong><br />

ohne Zweifel auch seine erste Entstehung, gef<strong>und</strong>en in<br />

den Fällen, wo versuchtes Unrecht durch Gewalt abgewehrt<br />

wird, welche Abwehrung nicht selbst wieder<br />

Unrecht seyn kann, folglich Recht ist; obgleich die<br />

dabei ausgeübte Gewaltthätigkeit, bloß an sich <strong>und</strong><br />

abgerissen betrachtet. Unrecht wäre, <strong>und</strong> hier nur<br />

durch ihr Motiv gerechtfertigt, d.h. zum Recht wird.<br />

Wenn ein Individuum in der Bejahung seines eigenen<br />

<strong>Wille</strong>ns so weit geht, daß es in die Sphäre der meiner<br />

Person <strong>als</strong> solcher wesentlichen <strong>Wille</strong>nsbejahung eindringt<br />

<strong>und</strong> damit diese verneint; so ist mein Abwehren<br />

jenes Eindringens nur die Verneinung jener Verneinung<br />

<strong>und</strong> insofern von meiner Seite nichts mehr, <strong>als</strong><br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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