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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64492 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1417<br />

viele Muße erfordernden Ausbildung derselben<br />

kommt, einen so großen Unterschied zwischen Menschen,<br />

daß, sobald ein Volk sich aus dem Zustande<br />

der Rohheit herausgearbeitet hat, nicht wohl eine Metaphysik<br />

für Alle ausreichen kann; daher wir bei den<br />

civilisirten Völkern durchgängig zwei verschiedene<br />

Arten derselben antreffen, welche sich dadurch unterscheiden,<br />

daß die eine ihre Beglaubigung in sich, die<br />

andere sie außer sich hat. Da die metaphysischen Systeme<br />

der ersten Art, zur Rekognition ihrer Beglaubigung,<br />

Nachdenken, Bildung, Muße <strong>und</strong> Urtheil erfordern;<br />

so können sie nur einer äußerst geringen Anzahl<br />

von Menschen zugänglich seyn, auch nur bei bedeutender<br />

Civilisation entstehn <strong>und</strong> sich erhalten. Für die<br />

große Anzahl der Menschen hingegen, <strong>als</strong> welche<br />

nicht zu denken, sondern nur zu glauben befähigt <strong>und</strong><br />

nicht für Gründe, sondern nur für Auktorität empfänglich<br />

ist, sind ausschließlich die Systeme der zweiten<br />

Art: diese können deshalb <strong>als</strong> Volksmetaphysik bezeichnet<br />

werden, nach Analogie der Volkspoesie,<br />

auch der Volksweisheit, worunter man die Sprichwörter<br />

versteht. Jene Systeme sind indessen unter dem<br />

Namen der Religionen bekannt <strong>und</strong> finden sich bei<br />

allen Völkern, mit Ausnahme der allerrohesten. Ihre<br />

Beglaubigung ist, wie gesagt, äußerlich <strong>und</strong> heißt <strong>als</strong><br />

solche Offenbarung, welche dokumentirt wird durch<br />

Zeichen <strong>und</strong> W<strong>und</strong>er. Ihre Argumente sind hauptsäch-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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