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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64130 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1055<br />

macht: sie ist nicht eigentlich der Lohn der Tugend,<br />

aber doch eine freiwillige Gabe, zu der die Tugend,<br />

nach ausgestandener Arbeit, verstohlen die Hand<br />

offen hält. Man überzeuge sich hievon durch die »Kritik<br />

der praktischen Vernunft« (S. 223-266 der vierten,<br />

oder S. 264-295 der Rosenkranzischen Ausgabe). <strong>Die</strong><br />

selbe Tendenz hat auch seine ganze Moraltheologie:<br />

durch diese vernichtet eben deshalb eigentlich die<br />

Moral sich selbst. Denn, ich wiederhole es, alle Tugend,<br />

die irgendwie eines Lohnes wegen geübt wird,<br />

beruht auf einem klugen, methodischen, weitsehenden<br />

Egoismus.<br />

Der Inhalt des absoluten Solls, das Gr<strong>und</strong>gesetz<br />

der praktischen Vernunft, ist nun das Gerühmte:<br />

»Handle so, daß die Maxime deines <strong>Wille</strong>ns jederzeit<br />

zugleich <strong>als</strong> Princip einer allgemeinen Gesetzgebung<br />

gelten könnte.« – <strong>Die</strong>ses Princip giebt Dem, welcher<br />

ein Regulativ für seinen eigenen <strong>Wille</strong>n verlangt, die<br />

Aufgabe gar eines für den <strong>Wille</strong>n Aller zu suchen. –<br />

Dann fragt sich, wie ein solches zu finden sei. Offenbar<br />

soll ich, um die Regel meines Verhaltens aufzufinden,<br />

nicht mich allein berücksichtigen, sondern die<br />

Gesammtheit aller Individuen. Alsdann wird, statt<br />

meines eigenen Wohlseins, das Wohlseyn Aller, ohne<br />

Unterschied, mein Zweck. Derselbe bleibt aber noch<br />

immer Wohlseyn. Ich finde sodann, daß Alle sich nur<br />

so gleich wohl befinden können, wenn Jeder seinem<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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