18.01.2013 Aufrufe

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

64120 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1045<br />

Leidenschaften jeder Art preisgegeben sind. Ich habe<br />

bereits am Ende des ersten Buches auseinandergesetzt,<br />

daß, meiner Ansicht nach, die Stoische Ethik<br />

ursprünglich nichts, <strong>als</strong> eine Anweisung zu einem eigentlich<br />

vernünftigen Leben, in diesem Sinne, war.<br />

Ein solches preiset auch Horatius wiederholentlich an<br />

sehr vielen Stellen. Dahin gehört auch sein Nil admirari,<br />

<strong>und</strong> dahin ebenfalls das Delphische Mêden<br />

agan. Nil admirari mit »Nichts bew<strong>und</strong>ern« zu übersetzen<br />

ist ganz f<strong>als</strong>ch. <strong>Die</strong>ser Horazische Ausspruch<br />

geht nicht sowohl auf das Theoretische, <strong>als</strong> auf das<br />

Praktische, <strong>und</strong> will eigentlich sagen: »Schätze keinen<br />

Gegenstand unbedingt, vergaffe dich in nichts, glaube<br />

nicht, daß der Besitz irgend einer Sache Glücksäligkeit<br />

verleihen könne: jede unsägliche Begierde auf<br />

einen Gegenstand ist nur eine neckende Chimäre, die<br />

man eben so gut, aber viel leichter, durch verdeutlichte<br />

Erkenntniß, <strong>als</strong> durch errungenen Besitz, los werden<br />

kann.« In diesem Sinne gebraucht das admirari<br />

auch Cicero, De divinatione, II, 2. Was Horaz meint,<br />

ist <strong>als</strong>o die athambia <strong>und</strong> akataplêxis, auch athaumasia,<br />

welche schon Demokritos <strong>als</strong> das höchste Gut<br />

pries (siehe Clem. Alex. Strom., II, 21, <strong>und</strong> vgl. Strabo,<br />

1, S. 98 <strong>und</strong> 105). – Von Tugend <strong>und</strong> Laster ist<br />

bei solcher Vernünftigkeit des Wandels eigentlich<br />

nicht die Rede, aber dieser praktische Gebrauch der<br />

Vernunft macht das eigentliche Vorrecht, welches der<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!