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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64032 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 957<br />

ist, auch gar kein Erkennen sei <strong>und</strong> überhaupt nichts,<br />

<strong>als</strong> eine bloße Affektion der Sinnlichkeit, bloße Empfindung!<br />

Ja noch mehr, daß Anschauung ohne Begriff<br />

ganz leer sei; Begriff ohne Anschauung aber immer<br />

noch etwas (S. 253; v, 309). <strong>Die</strong>s ist nun das gerade<br />

Gegentheil der Wahrheit: denn eben Begriffe erhalten<br />

alle Bedeutung, allen Inhalt, allein aus ihrer Beziehung<br />

auf anschauliche <strong>Vorstellung</strong>en, aus denen sie<br />

abstrahirt, abgezogen, d.h. durch Fallenlassen alles<br />

Unwesentlichen gebildet worden; daher, wenn ihnen<br />

die Unterlage der Anschauung entzogen wird, sie leer<br />

<strong>und</strong> nichtig sind. Anschauungen hingegen haben an<br />

sich selbst unmittelbare <strong>und</strong> sehr große Bedeutung (in<br />

ihnen ja objektivirt sich der <strong>Wille</strong>, das Ding an sich):<br />

sie vertreten sich selbst, sprechen sich selbst aus,<br />

haben nicht bloß entlehnten Inhalt, wie die Begriffe.<br />

Denn über sie herrscht der Satz vom Gr<strong>und</strong>e nur <strong>als</strong><br />

Gesetz der Kausalität, <strong>und</strong> bestimmt <strong>als</strong> solches nur<br />

ihre Stelle in Raum <strong>und</strong> Zeit; nicht aber bedingt er<br />

ihren Inhalt <strong>und</strong> ihre Bedeutsamkeit, wie es bei den<br />

Begriffen der Fall ist, wo er vom Gr<strong>und</strong>e des Erkennens<br />

gilt. Uebrigens sieht es aus, <strong>als</strong> ob Kant gerade<br />

hier recht eigentlich darauf ausgehn wolle, die anschauliche<br />

<strong>und</strong> die abstrakte <strong>Vorstellung</strong> zu unterscheiden:<br />

er wirft Leibnitzen <strong>und</strong> Locken vor, jener<br />

hätte alles zu abstrakten, dieser zu anschaulichen<br />

<strong>Vorstellung</strong>en gemacht. Aber es kommt doch zu kei-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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