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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63565 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 490<br />

keine haben? Denn wer sich keine anmaaßt, weil er<br />

wirklich keine hat, ist nicht bescheiden, sondern nur<br />

ehrlich.<br />

<strong>Die</strong> Idee ist die, vermöge der Zeit- <strong>und</strong> Raumform<br />

unserer intuitiven Apprehension in die Vielheit zerfallene<br />

Einheit: hingegen der Begriff ist die, mittelst der<br />

Abstraktion unserer Vernunft, aus der Vielheit wieder<br />

hergestellte Einheit: sie kann bezeichnet werden <strong>als</strong><br />

unitas post rem, jene <strong>als</strong> unitas ante rem, Endlich<br />

kann man den Unterschied zwischen Begriff <strong>und</strong> Idee<br />

noch gleichnißweise ausdrücken, indem man sagt: der<br />

Begriff gleicht einem todten Behältniß, in welchem,<br />

was man hineingelegt hat, wirklich neben einander<br />

liegt, aus welchem sich aber auch nicht mehr herausnehmen<br />

läßt (durch analytische Urtheile), <strong>als</strong> man hineingelegt<br />

hat (durch synthetische Reflexion): die Idee<br />

hingegen entwickelt in Dem, welcher sie gefaßt hat,<br />

<strong>Vorstellung</strong>en, die in Hinsicht auf den ihr gleichnamigen<br />

Begriff neu sind: sie gleicht einem lebendigen,<br />

sich entwickelnden, mit Zeugungskraft begabten Organismus,<br />

welcher hervorbringt, was nicht in ihm eingeschachtelt<br />

lag.<br />

Allem Gesagten zufolge ist nun der Begriff, so<br />

nützlich er für das Leben, <strong>und</strong> so brauchbar, nothwendig<br />

<strong>und</strong> ergiebig er für die Wissenschaft ist, für die<br />

Kunst ewig unfruchtbar. Hingegen ist die aufgefaßte<br />

Idee die wahre <strong>und</strong> einzige Quelle jedes ächten Kunst-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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