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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65405 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2330<br />

kehrt, die Gier die Fähigkeit zum Genießen überlebt,<br />

<strong>und</strong> man jetzt einzelne, im Leben verfehlte Genüsse<br />

bereuet, statt die Leerheit <strong>und</strong> Nichtigkeit aller einzusehn;<br />

<strong>und</strong> wenn sodann an die Stelle der Gegenstände<br />

der Lüste, für welche der Sinn abgestorben ist, der abstrakte<br />

Repräsentant aller dieser Gegenstände, das<br />

Geld, tritt, welches nunmehr die selben heftigen Leidenschaften<br />

erregt, die ehem<strong>als</strong> von den Gegenständen<br />

wirklichen Genusses, verzeihlicher, erweckt wurden,<br />

<strong>und</strong> <strong>als</strong>o jetzt, bei abgestorbenen Sinnen, ein lebloser<br />

aber unzerstörbarer Gegenstand mit gleich unzerstörbarer<br />

Gier gewollt wird; oder auch wenn, auf<br />

gleiche Weise, das Daseyn in der fremden Meinung<br />

die Stelle des Daseyns <strong>und</strong> Wirkens in der wirklichen<br />

<strong>Welt</strong> vertreten soll <strong>und</strong> nun die gleichen Leidenschaften<br />

entzündet; – dann hat sich im Geiz, oder in der<br />

Ehrsucht, der <strong>Wille</strong> sublimirt <strong>und</strong> vergeistigt, dadurch<br />

aber sich in die letzte Festung geworfen, in welcher<br />

nur noch der Tod ihn belagert. Der Zweck des Daseyns<br />

ist verfehlt.<br />

Alle diese Betrachtungen liefern eine nähere Erklärung<br />

der im vorigen Kapitel durch den Ausdruck deuteros<br />

plous bezeichneten Läuterung, Wendung des<br />

<strong>Wille</strong>ns <strong>und</strong> Erlösung, welche durch die Leiden des<br />

Lebens herbeigeführt wird <strong>und</strong> ohne Zweifel die häufigste<br />

ist. Denn sie ist der Weg der Sünder, wie wir<br />

Alle sind. Der andere Weg, der, mittelst bloßer Er-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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