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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63782 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 707<br />

tigen Voraussetzung, daß reine Moralität, d.h. Rechthandeln<br />

aus moralischen Gründen, nicht zu erwarten<br />

ist; außerdem er selbst ja überflüssig wäre. Keineswegs<br />

<strong>als</strong>o gegen den Egoismus, sondern allein gegen<br />

die nachtheiligen Folgen des Egoismus, welche aus<br />

der Vielheit egoistischer Individuen ihnen allen wechselseitig<br />

hervorgehn <strong>und</strong> ihr Wohlseyn stören, ist, dieses<br />

Wohlseyn bezweckend, der Staat gerichtet. Daher<br />

sagt schon Aristoteles (De Rep., III): Telos men oun<br />

poleôs to eu zên; touto de estin to zên eudaimonôs<br />

kai kalôs; (Finis civitatis est bene vivere, hoc autem<br />

est beate et pulchre vivere.) Auch Hobbes hat diesen<br />

Ursprung <strong>und</strong> Zweck des Staats ganz richtig <strong>und</strong> vortrefflich<br />

auseinandergesetzt; wie denn auch der alte<br />

Gr<strong>und</strong>satz aller Staatsordnung, salus publica prima<br />

lex esto, denselben bezeichnet. – Wenn der Staat seinen<br />

Zweck vollkommen erreicht, wird er die selbe Erscheinung<br />

hervorbringen, <strong>als</strong> wenn vollkommene Gerechtigkeit<br />

der Gesinnung allgemein herrschte. Das<br />

innere Wesen <strong>und</strong> der Ursprung beider Erscheinungen<br />

wird aber der umgekehrte seyn. Nämlich im letztem<br />

Fall wäre es dieser, daß Niemand Unrecht thun wollte;<br />

im erstem aber dieser, daß Niemand Unrecht leiden<br />

wollte <strong>und</strong> die gehörigen Mittel zu diesem Zweck<br />

vollkommen angewandt wären. So läßt sich die selbe<br />

Linie aus entgegengesetzten Richtungen beschreiben,<br />

<strong>und</strong> ein Raubthier mit einem Maulkorb ist so un-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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