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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63723 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 648<br />

den, folglich nicht auf die Dauer. – Für die aufgestellte<br />

Hypothese, der zufolge, wie im Erkennen, so auch<br />

im Gefühl des Leidens oder Wohlseyns ein sehr großer<br />

Theil subjektiv <strong>und</strong> a priori bestimmt wäre, können<br />

noch <strong>als</strong> Belege die Bemerkungen angeführt werden,<br />

daß der menschliche Frohsinn, oder Trübsinn,<br />

augenscheinlich nicht durch äußere Umstände, durch<br />

Reichthum oder Stand, bestimmt wird; da wir wenigstens<br />

eben so viele frohe Gesichter unter den Armen,<br />

<strong>als</strong> unter den Reichen antreffen: ferner, daß die Motive,<br />

auf welche der Selbstmord erfolgt, so höchst verschieden<br />

sind; indem wir kein Unglück angeben können,<br />

das groß genug wäre, um ihn nur mit vieler<br />

Wahrscheinlichkeit, bei jedem Charakter, herbeizuführen,<br />

<strong>und</strong> wenige, die so klein wären, daß nicht<br />

ihnen gleichwiegende ihn schon veranlaßt hätten.<br />

Wenn nun gleich der Grad unserer Heiterkeit oder<br />

Traurigkeit nicht zu allen Zeiten der selbe ist; so werden<br />

wir, dieser Ansicht zufolge, es nicht dem Wechsel<br />

äußerer Umstände, sondern dem des Innern Zustandes,<br />

des physischen Befindens, zuschreiben. Denn,<br />

wann eine wirkliche, wiewohl immer nur temporäre,<br />

Steigerung unserer Heiterkeit, selbst bis zur Freudigkeit,<br />

eintritt; so pflegt sie ohne allen äußern Anlaß<br />

sich einzufinden. Zwar sehn wir oft unsern Schmerz<br />

nur aus einem bestimmten äußern Verhältniß hervorgehn,<br />

<strong>und</strong> sind sichtbarlich nur durch dieses gedrückt<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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