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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64999 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1924<br />

zungen ihre Reimerei erschwert hat, wie z.B. daß nur<br />

gleich geschriebene Silben reimen, <strong>als</strong> wär' es für's<br />

Auge, nicht für's Ohr; daß der Hiatus verpönt ist, eine<br />

Menge Worte nicht vorkommen dürfen u. dgl. m.,<br />

welchem Allen die neuere französische Dichterschule<br />

ein Ende zu machen sucht. – In keiner Sprache jedoch<br />

macht, wenigstens für mich, der Reim einen so wohlgefälligen<br />

<strong>und</strong> mächtigen Eindruck, wie in der lateinischen:<br />

die mittelalterlichen gereimten lateinischen Gedichte<br />

haben einen eigenthümlichen Zauber. Man<br />

muß es daraus erklären, daß die lateinische Sprache<br />

ohne allen Vergleich vollkommener, schöner <strong>und</strong><br />

edler ist, <strong>als</strong> irgend eine der neueren, <strong>und</strong> nun in dem,<br />

eben diesen angehörigen, von ihr selbst aber ursprünglich<br />

verschmähten Putz <strong>und</strong> Flitter so anmuthig<br />

einhergeht.<br />

Der ernsthaften Erwägung könnte es fast <strong>als</strong> ein<br />

Hochverrath gegen die Vernunft erscheinen, wenn<br />

einem Gedanken, oder seinem richtigen <strong>und</strong> reinen<br />

Ausdruck, auch nur die leiseste Gewalt geschieht, in<br />

der kindischen Absicht, daß nach einigen Silben der<br />

gleiche Wortklang wieder vernommen werde, oder<br />

auch, damit diese Silben selbst ein gewisses Hopsasa<br />

darstellen. Ohne solche Gewalt aber kommen gar wenige<br />

Verse zu Stande: denn ihr ist es zuzuschreiben,<br />

daß, in fremden Sprachen, Verse viel schwerer zu verstehn<br />

sind, <strong>als</strong> Prosa. Könnten wir in die geheime<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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