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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65213 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2138<br />

Wunsch nämlich verhielt sich zu allen seinen übrigen<br />

Wünschen, wie sich die Gattung verhält zum Individuo,<br />

<strong>als</strong>o wie ein Unendliches zu einem Endlichen.<br />

<strong>Die</strong> Befriedigung hingegen kommt eigentlich nur der<br />

Gattung zu Gute <strong>und</strong> fällt deshalb nicht in das Bewußtseyn<br />

des Individuums, welches hier, vom <strong>Wille</strong>n<br />

der Gattung beseelt, mit jeglicher Aufopferung, einem<br />

Zwecke diente, der gar nicht sein eigener war. Daher<br />

<strong>als</strong>o findet jeder Verliebte, nach endlicher Vollbringung<br />

des großen Werkes, sich angeführt: denn der<br />

Wahn ist verschw<strong>und</strong>en, mittelst dessen hier das Individuum<br />

der Betrogene der Gattung war. Demgemäß<br />

sagt Plato sehr treffend: hêdonê hapantôn alazonestaton<br />

(voluptas omnium maxime vaniloqua). Phileb<br />

319.<br />

<strong>Die</strong>s Alles aber wirft seinerseits wieder Licht zurück<br />

auf die Instinkte <strong>und</strong> Kunsttriebe der Thiere.<br />

Ohne Zweifel sind auch diese von einer Art Wahn,<br />

der ihnen den eigenen Genuß vorgaukelt, befangen,<br />

während sie so emsig <strong>und</strong> mit Selbstverleugnung für<br />

die Gattung arbeiten, der Vogel sein Nest baut, das<br />

Insekt den allein passenden Ort für die Eier sucht,<br />

oder gar Jagd auf Raub macht, der, ihm selber ungenießbar,<br />

<strong>als</strong> Futter für die künftigen Larven neben die<br />

Eier gelegt werden muß, die Biene, die Wespe, die<br />

Ameise ihrem künstlichen Bau <strong>und</strong> ihrer höchst komplicirten<br />

Oekonomie obliegen. Sie Alle leitet sicher-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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