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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65339 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2264<br />

Sinnes <strong>und</strong> Wesens, d.i. der Wiedergeburt, <strong>als</strong> deren<br />

Folge die Erlösung eintritt. Wenn auch die Schuld im<br />

Handeln, im operari, liegt; so liegt doch die Wurzel<br />

der Schuld in unserer essentia et existentia, da aus<br />

dieser das operari nothwendig hervorgeht, wie ich in<br />

der Preisschrift über die Freiheit des <strong>Wille</strong>ns dargethan<br />

habe. Demnach ist eigentlich unsere einzige<br />

wahre Sünde die Erbsünde. <strong>Die</strong>se nun läßt der Christliche<br />

Mythos zwar erst, nachdem der Mensch schon<br />

dawar, entstehn, <strong>und</strong> dichtet ihm dazu, per impossibile,<br />

einen freien <strong>Wille</strong>n an: dies thut er aber eben <strong>als</strong><br />

Mythos. Der Innerste Kern <strong>und</strong> Geist des Christenthums<br />

ist mit dem des Brahmanismus <strong>und</strong> Buddhaismus<br />

der selbe: sämmtlich lehren sie eine schwere Verschuldung<br />

des Menschengeschlechts durch sein Daseyn<br />

selbst; nur daß das Christenthum hiebei nicht,<br />

wie jene altern Glaubenslehren, direkt <strong>und</strong> unumw<strong>und</strong>en<br />

verfährt, <strong>als</strong>o nicht die Schuld geradezu durch das<br />

Daseyn selbst gesetzt seyn, sondern sie durch eine<br />

That des ersten Menschenpaares entstehn läßt. <strong>Die</strong>s<br />

war nur unter der Fiktion eines liberi arbitrii indifferentiae<br />

möglich, <strong>und</strong> nur wegen des Jüdischen<br />

Gr<strong>und</strong>dogmas, dem jene Lehre hier eingepflanzt werden<br />

sollte, nöthig. Weil, der Wahrheit nach, eben das<br />

Entstehn des Menschen selbst die That seines freien<br />

<strong>Wille</strong>ns <strong>und</strong> demnach mit dem Sündenfall Eins ist,<br />

<strong>und</strong> daher mit der essentia <strong>und</strong> existentia des Men-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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