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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65316 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2241<br />

quantopere deflerem mala, quae patior.)<br />

Endlich mag, <strong>als</strong> Beleg zu meiner Erklärung, hier<br />

noch eine Anekdote Platz finden, die ich der Englischen<br />

Zeitung »Herald« vom 16. Juli 1836 entnehme.<br />

Ein Klient, <strong>als</strong> er vor Gericht die Darlegung seines<br />

Falls durch seinen Advokaten angehört hatte, brach in<br />

einen Strohm von Thränen aus <strong>und</strong> rief: »Nicht halb<br />

so viel glaubte ich gelitten zu haben, bis ich es heute<br />

hier angehört habe!« –<br />

Wie, bei der Unveränderlichkeit des Charakters,<br />

d.h. des eigentlichen Gr<strong>und</strong>wollens des Menschen,<br />

eine wirklich moralische Reue dennoch möglich sei,<br />

habe ich zwar § 55 des ersten Bandes dargelegt, will<br />

jedoch noch die folgende Erläuterung hinzufügen, der<br />

ich ein Paar Definitionen voranschicken muß. – Neigung<br />

ist jede stärkere Empfänglichkeit des <strong>Wille</strong>ns<br />

für Motive einer gewissen Art. Leidenschaft ist eine<br />

so starke Neigung, daß die sie anregenden Motive<br />

eine Gewalt über den <strong>Wille</strong>n ausüben, welche stärker<br />

ist, <strong>als</strong> die jedes möglichen, ihnen entgegenwirkenden<br />

Motivs, wodurch ihre Herrschaft über den <strong>Wille</strong>n eine<br />

absolute wird, dieser folglich gegen sie sich passiv,<br />

leidend verhält. Hiebei ist jedoch zu bemerken, daß<br />

Leidenschaften den Grad, wo sie der Definition vollkommen<br />

entsprechen, selten erreichen, vielmehr <strong>als</strong><br />

bloße Approximationen zu demselben ihren Namen<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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