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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63621 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 546<br />

gend einer Scene, Handlung, Vorgang, Umgebung,<br />

eine passende Musik ertönt, diese uns den geheimsten<br />

Sinn derselben aufzuschließen scheint <strong>und</strong> <strong>als</strong> der<br />

richtigste <strong>und</strong> deutlichste Kommentar dazu auftritt;<br />

imgleichen, daß es Dem, der sich dem Eindruck einer<br />

Symphonie ganz hingiebt, ist, <strong>als</strong> sähe er alle möglichen<br />

Vorgänge des Lebens <strong>und</strong> der <strong>Welt</strong> an sich vorüberziehn:<br />

dennoch kann er, wenn er sich besinnt,<br />

keine Aehnlichkeit angeben zwischen jenem Tonspiel<br />

<strong>und</strong> den Dingen, die ihm vorschwebten. Denn die<br />

Musik ist, wie gesagt, darin von allen andern Künsten<br />

verschieden, daß sie nicht Abbild der Erscheinung,<br />

oder richtiger, der adäquaten Objektität des <strong>Wille</strong>ns,<br />

sondern unmittelbar Abbild des <strong>Wille</strong>ns selbst ist <strong>und</strong><br />

<strong>als</strong>o zu allem Physischen der <strong>Welt</strong> das Metaphysische,<br />

zu aller Erscheinung das Ding an sich darstellt.<br />

Man könnte demnach die <strong>Welt</strong> eben so wohl verkörperte<br />

Musik, <strong>als</strong> verkörperten <strong>Wille</strong>n nennen: daraus<br />

<strong>als</strong>o ist es erklärlich, warum Musik jedes Gemälde, ja<br />

jede Scene des wirklichen Lebens <strong>und</strong> der <strong>Welt</strong>, sogleich<br />

in erhöhter Bedeutsamkeit hervortreten läßt;<br />

freilich um so mehr, je analoger ihre Melodie dem innern<br />

Geiste der gegebenen Erscheinung ist. Hierauf<br />

beruht es, daß man ein Gedicht <strong>als</strong> Gesang, oder eine<br />

anschauliche Darstellung <strong>als</strong> Pantomime, oder Beides<br />

<strong>als</strong> Oper der Musik unterlegen kann. Solche einzelne<br />

Bilder des Menschenlebens, der allgemeinen Sprache<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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