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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63695 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 620<br />

rakters, der Spiegel des <strong>Wille</strong>ns sind, in welchen<br />

schauend wir unser Innerstes Selbst, den Kern unsers<br />

<strong>Wille</strong>ns erkennen. Weil wir dies <strong>als</strong>o nicht vorher,<br />

sondern erst nachher erfahren, kommt es uns zu, in<br />

der Zeit zu streben <strong>und</strong> zu kämpfen, eben damit das<br />

Bild, welches wir durch unsere Thaten wirken, so ausfalle,<br />

daß sein Anblick uns möglichst beruhige, nicht<br />

beängstige. <strong>Die</strong> Bedeutung aber solcher Beruhigung,<br />

oder Seelenangst, wird, wie gesagt, weiter unten untersucht<br />

werden. Hieher gehört hingegen noch folgende<br />

für sich bestehende Betrachtung.<br />

Neben dem intelligibeln <strong>und</strong> dem empirischen Charakter<br />

ist noch ein drittes, von beiden Verschiedenes<br />

zu erwähnen, der erworbene Charakter, den man erst<br />

im Leben, durch den <strong>Welt</strong>gebrauch, erhält, <strong>und</strong> von<br />

dem die Rede ist, wenn man gelobt wird <strong>als</strong> ein<br />

Mensch, der Charakter hat, oder getadelt <strong>als</strong> charakterlos.<br />

– Zwar könnte man meinen, daß, da der empirische<br />

Charakter, <strong>als</strong> Erscheinung des intelligibeln,<br />

unveränderlich <strong>und</strong>, wie jede Naturerscheinung, in<br />

sich konsequent ist, auch der Mensch eben deshalb<br />

immer sich selbst gleich <strong>und</strong> konsequent erscheinen<br />

müßte <strong>und</strong> daher nicht nöthig hätte, durch Erfahrung<br />

<strong>und</strong> Nachdenken, sich künstlich einen Charakter zu<br />

erwerben. Dem ist aber anders, <strong>und</strong> wiewohl man<br />

immer der Selbe ist, so versteht man jedoch sich<br />

selbst nicht jederzeit, sondern verkennt sich oft, bis<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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