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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63282 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 207<br />

sequenzen, durch welche in jedem System die unmittelbar<br />

erkannte, oder wie man sagt gefühlte Wahrheit<br />

auf den rechten Weg zurückleitet, den Schlüssen Gewalt<br />

anthuend; wie man dies z.B. deutlich sieht in der<br />

Ethik des Spinoza, welche aus dem egoistischen suum<br />

utile quaerere, durch handgreifliche Sophismen, reine<br />

Tugendlehre ableitet. Nach Dem, wie ich den Geist<br />

der Stoischen Ethik aufgefaßt habe, liegt ihr Ursprung<br />

in dem Gedanken, ob das große Vorrecht des Menschen,<br />

die Vernunft, welche ihm mittelbar, durch<br />

planmäßiges Handeln <strong>und</strong> was aus diesem hervorgeht,<br />

so sehr das Leben <strong>und</strong> dessen Lasten erleichtert, nicht<br />

auch fähig wäre, unmittelbar, d.h. durch bloße Erkenntniß,<br />

ihn den Leiden <strong>und</strong> Quaalen aller Art, welche<br />

sein Leben füllen, auf ein Mal zu entziehn, entweder<br />

ganz, oder doch beinahe ganz. Man hielt es dem<br />

Vorzug der Vernunft nicht angemessen, daß das mit<br />

ihr begabte Wesen, welches durch dieselbe eine Unendlichkeit<br />

von Dingen <strong>und</strong> Zuständen umfaßt <strong>und</strong><br />

übersieht, dennoch durch die Gegenwart <strong>und</strong> durch<br />

die Vorfälle, welche die wenigen Jahre eines so kurzen,<br />

flüchtigen, Ungewissen Lebens enthalten können,<br />

so heftigen Schmerzen, so großer Angst <strong>und</strong> Leiden,<br />

die aus dem ungestümen Drang des Begehrens<br />

<strong>und</strong> Fliehens hervorgehn, Preis gegeben seyn sollte,<br />

<strong>und</strong> meinte, die gehörige Anwendung der Vernunft<br />

müßte den Menschen darüber hinwegheben, ihn un-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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