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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63278 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 203<br />

Gesinnung ist es auch entsprungen, daß man in der<br />

Mathematik die ihr eigenthümliche Evidenz verwarf,<br />

um allein die logische gelten zu lassen; daß man überhaupt<br />

jede nicht abstrakte Erkenntniß unter dem weiten<br />

Namen Gefühl begriff <strong>und</strong> gering schätzte; daß<br />

endlich die Kantische Ethik den reinen, unmittelbar<br />

bei Erkenntniß der Umstände ansprechenden <strong>und</strong> zum<br />

Rechtthun <strong>und</strong> Wohlthun leitenden guten <strong>Wille</strong>n <strong>als</strong><br />

bloßes Gefühl <strong>und</strong> Aufwallung für werth- <strong>und</strong> verdienstlos<br />

erklärte, <strong>und</strong> nur dem aus abstrakten Maximen<br />

hervorgegangenen Handeln moralischen Werth<br />

zuerkennen wollte.<br />

<strong>Die</strong> allseitige Uebersicht des Lebens im Ganzen,<br />

welche der Mensch durch die Vernunft vor dem Thiere<br />

voraus hat, ist auch zu vergleichen mit einem geometrischen,<br />

farblosen, abstrakten, verkleinerten<br />

Gr<strong>und</strong>riß seines Lebensweges. Er verhält sich damit<br />

zum Thiere, wie der Schiffer, welcher mittelst Seekarte,<br />

Kompaß <strong>und</strong> Quadrant seine Fahrt <strong>und</strong> jedesmalige<br />

Stelle auf dem Meer genau weiß, zum unk<strong>und</strong>igen<br />

Schiffsvolk, das nur die Wellen <strong>und</strong> den Himmel<br />

sieht. Daher ist es betrachtungswerth, ja w<strong>und</strong>erbar,<br />

wie der Mensch, neben seinem Leben in concreto,<br />

immer noch ein zweites in abstracto führt. Im ersten<br />

ist er allen Stürmen der Wirklichkeit <strong>und</strong> dem Einfluß<br />

der Gegenwart Preis gegeben, muß streben, leiden,<br />

sterben, wie das Thier. Sein Leben in abstracto aber,<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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