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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63524 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 449<br />

vollkommen deutlich hervortreten zu lassen, ist ihre<br />

Aufgabe. Sie löst solche, indem sie jenen unvertilgbaren<br />

Kräften den kürzesten Weg zu ihrer Befriedigung<br />

benimmt <strong>und</strong> sie durch einen Umweg hinhält, wodurch<br />

der Kampf verlängert <strong>und</strong> das unerschöpfliche<br />

Streben beider Kräfte auf mannigfaltige Weise sichtbar<br />

wird. – <strong>Die</strong> ganze Masse des Gebäudes würde,<br />

ihrer ursprünglichen Neigung überlassen, einen bloßen<br />

Klumpen darstellen, so fest <strong>als</strong> möglich dem Erdkörper<br />

verb<strong>und</strong>en, zu welchem die Schwere, <strong>als</strong> welche<br />

hier der <strong>Wille</strong> erscheint, unablässig drängt, während<br />

die Starrheit, ebenfalls Objektität des <strong>Wille</strong>ns,<br />

widersteht. Aber eben diese Neigung, dieses Streben,<br />

wird von der Baukunst an der unmittelbaren Befriedigung<br />

verhindert <strong>und</strong> ihm nur eine mittelbare, auf Umwegen,<br />

gestattet. Da kann nun z.B. das Gebälk nur<br />

mittelst der Säule die Erde drücken; das Gewölbe<br />

muß sich selbst tragen <strong>und</strong> nur durch Vermittelung<br />

der Pfeiler kann es sein Streben zur Erdmasse hin befriedigen<br />

u.s.f. Aber eben auf diesen erzwungenen<br />

Umwegen, eben durch diese Hemmungen entfalten<br />

sich auf das deutlichste <strong>und</strong> mannigfaltigste jene der<br />

rohen Steinmasse inwohnenden Kräfte: <strong>und</strong> weiter<br />

kann der rein ästhetische Zweck der Baukunst nicht<br />

gehn. Daher liegt allerdings die Schönheit eines Gebäudes<br />

in der augenfälligen Zweckmäßigkeit jedes<br />

Theiles, nicht zum äußern willkürlichen Zweck des<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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