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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64974 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1899<br />

Thürbögen <strong>und</strong> Giebeln, sinnlose Voluten, Schnörkel<br />

u. dergl.: er spielt, wie oben <strong>als</strong> Charakter der Pfuscherei<br />

angegeben, mit den Mitteln der Kunst, ohne<br />

die Zwecke derselben zu verstehn, wie Kinder mit<br />

dem Geräthe der Erwachsenen spielen. <strong>Die</strong>ser Art ist<br />

schon jede Unterbrechung einer geraden Linie, jede<br />

Aenderung im Schwunge einer Kurve, ohne augenfälligen<br />

Zweck. Jene naive Einfalt hingegen in der Darlegung<br />

<strong>und</strong> dem Erreichen des Zweckes, die dem Geiste<br />

entspricht, in welchem die Natur schafft <strong>und</strong> bildet,<br />

ist es eben auch, welche den antiken Thongefäßen<br />

eine solche Schönheit <strong>und</strong> Grazie der Form verleiht,<br />

daß wir stets von Neuern darüber erstaunen; weil sie<br />

so edel absticht gegen unsere modernen Gefäße im<br />

Originalgeschmack, <strong>als</strong> welche den Stämpel der Gemeinheit<br />

tragen, sie mögen nun aus Porzellan, oder<br />

grobem Töpferthon geformt seyn. Beim Anblick der<br />

Gefäße <strong>und</strong> Geräthe der Alten fühlen wir, daß wenn<br />

die Natur dergleichen Dinge hätte schaffen wollen, sie<br />

es in diesen Formen gethan haben würde. – Da wir<br />

<strong>als</strong>o die Schönheit der Baukunst hauptsächlich aus<br />

der unverhohlenen Darlegung der Zwecke <strong>und</strong> dem<br />

Erreichen derselben auf dem kürzesten <strong>und</strong> natürlichsten<br />

Wege hervorgehn sehn; so geräth hier meine<br />

Theorie in geraden Widerspruch mit der Kantischen,<br />

<strong>als</strong> welche das Wesen alles Schönen in eine anscheinende<br />

Zweckmäßigkeit ohne Zweck setzt.<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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