18.01.2013 Aufrufe

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

65011 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1936<br />

das Aufgehn der Erkenntniß, daß die <strong>Welt</strong>, das<br />

Leben, kein wahres Genügen gewähren könne, mithin<br />

unserer Anhänglichkeit nicht werth sei: darin besteht<br />

der tragische Geist: er leitet demnach zur Resignation<br />

hin.<br />

Ich räume ein, daß im Trauerspiel der Alten dieser<br />

Geist der Resignation selten direkt hervortritt <strong>und</strong><br />

ausgesprochen wird. Oedipus Koloneus stirbt zwar<br />

resignirt <strong>und</strong> willig; doch tröstet ihn die Rache an seinem<br />

Vaterland, Iphigenia Aulika ist sehr willig zu<br />

sterben; doch ist es der Gedanke an Griechenlands<br />

Wohl, der sie tröstet <strong>und</strong> die Veränderung ihrer Gesinnung<br />

hervorbringt, vermöge welcher sie den Tod,<br />

dem sie zuerst auf alle Weise entfliehen wollte, willig<br />

übernimmt. Kassandra, im Agamemnon des großen<br />

Aeschylos, stirbt willig, arkeitô bios (1306); aber<br />

auch sie tröstet der Gedanke an Rache. Herkules, in<br />

den Trachinerinnen, giebt der Nothwendigkeit nach,<br />

stirbt gelassen, aber nicht resignirt. Eben so der Hippolytos<br />

des Euripides, bei dem es uns auffällt, daß die<br />

ihn zu trösten erscheinende Artemis ihm Tempel <strong>und</strong><br />

Nachruhm verheißt, aber durchaus nicht auf ein über<br />

das Leben hinausgehendes Daseyn hindeutet, <strong>und</strong> ihn<br />

im Sterben verläßt, wie alle Götter von dem Sterbenden<br />

weichen: – im Christenthum treten sie zu ihm<br />

heran; <strong>und</strong> eben so im Brahmanismus <strong>und</strong> Buddhaismus,<br />

wenn auch bei letzterem die Götter eigentlich<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!