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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65240 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2165<br />

sche, mitunter auch tragische Phänomene; Beides,<br />

weil er, vom Geiste der Gattung in Besitz genommen,<br />

jetzt von diesem beherrscht wird <strong>und</strong> nicht mehr sich<br />

selber angehört: dadurch wird sein Handeln dem Individuo<br />

unangemessen. Was, bei den höhern Graden<br />

des Verliebtseyns, seinen Gedanken einen so poetischen<br />

<strong>und</strong> erhabenen Anstrich, sogar eine transscendente<br />

<strong>und</strong> hyperphysische Richtung giebt, vermöge<br />

welcher er seinen eigentlichen, sehr physischen Zweck<br />

ganz aus den Augen zu verlieren scheint, ist im Gr<strong>und</strong>e<br />

<strong>Die</strong>ses, daß er jetzt vom Geiste der Gattung, dessen<br />

Angelegenheiten unendlich wichtiger, <strong>als</strong> alle,<br />

bloße Individuen betreffenden sind, beseelt ist, um, in<br />

dessen speciellem Auftrag, die ganze Existenz einer<br />

indefinit langen Nachkommenschaft, von dieser individuell<br />

<strong>und</strong> genau bestimmten Beschaffenheit, welche<br />

sie ganz allein von ihm <strong>als</strong> Vater <strong>und</strong> seiner Geliebten<br />

<strong>als</strong> Mutter erhalten kann, zu begründen, <strong>und</strong> die außerdem,<br />

<strong>als</strong> eine solche, nie zum Daseyn gelangt,<br />

während die Objektivation des <strong>Wille</strong>ns zum Leben<br />

dieses Daseyn ausdrücklich erfordert. Das Gefühl, in<br />

Angelegenheiten von so transscendenter Wichtigkeit<br />

zu handeln, ist es, was den Verliebten so hoch über<br />

alles Irdische, ja über sich selbst emporhebt <strong>und</strong> seinen<br />

sehr physischen Wünschen eine so hyperphysische<br />

Einkleidung giebt, daß die Liebe eine poetische<br />

Episode sogar im Leben des prosaischesten Menschen<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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