18.01.2013 Aufrufe

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

65269 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2194<br />

Befriedigung jenes heftigsten aller Triebe <strong>und</strong> Wünsche<br />

knüpft sich der Ursprung eines neuen Daseyns,<br />

<strong>als</strong>o die Durchführung des Lebens, mit allen seinen<br />

Lasten, Sorgen, Nöthen <strong>und</strong> Schmerzen, von Neuem;<br />

zwar in einem andern Individuo: jedoch wenn Beide,<br />

wie sie in der Erscheinung verschieden sind, es auch<br />

schlechthin <strong>und</strong> an sich wären, wo bliebe dann die<br />

ewige Gerechtigkeit? – Das Leben stellt sich dar <strong>als</strong><br />

eine Aufgabe, ein Pensum zum Abarbeiten, <strong>und</strong><br />

daher, in der Regel, <strong>als</strong> ein steter Kampf gegen die<br />

Noth. Demnach sucht Jeder durch <strong>und</strong> davon zu kommen,<br />

so gut es gehn will: er thut das Leben ab, wie<br />

einen Frohndienst, welchen er schuldig war. Wer aber<br />

hat diese Schuld kontrahirt? – Sein Erzeuger, im<br />

Genuß der Wollust. Also dafür, daß der Eine diese<br />

genossen hat, muß der Andere leben, leiden <strong>und</strong> sterben.<br />

Inzwischen wissen wir <strong>und</strong> sehn hier darauf zurück,<br />

daß die Verschiedenheit des Gleichartigen durch<br />

Raum <strong>und</strong> Zeit bedingt ist, welche ich in diesem<br />

Sinne das principium individuationis genannt habe.<br />

Sonst wäre die ewige Gerechtigkeit nicht zu retten.<br />

Eben darauf, daß der Erzeuger im Erzeugten sich<br />

selbst wiedererkennt, beruht die Vaterliebe, vermöge<br />

welcher der Vater bereit ist, für sein Kind mehr zu<br />

thun, zu leiden <strong>und</strong> zu wagen, <strong>als</strong> für sich selbst, <strong>und</strong><br />

zugleich dies <strong>als</strong> seine Schuldigkeit erkennt.<br />

Das Leben eines Menschen, mit seiner endlosen<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!