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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63899 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 824<br />

kenntniß <strong>und</strong> Einsicht aber <strong>als</strong> solche von der Willkür<br />

unabhängig ist; so ist auch jene Verneinung des Wollens,<br />

jener Eintritt in die Freiheit, nicht durch Vorsatz<br />

zu erzwingen, sondern geht aus dem Innersten Verhältniß<br />

des Erkennens zum Wollen im Menschen hervor,<br />

kommt daher plötzlich <strong>und</strong> wie von außen angeflogen.<br />

Daher eben nannte die Kirche sie Gnadenwirkung:<br />

wie sie aber diese noch abhängen läßt von der<br />

Aufnahme der Gnade, so ist auch die Wirkung des<br />

Quietivs doch zuletzt ein Freiheitsakt des <strong>Wille</strong>ns.<br />

Und weil in Folge solcher Gnadenwirkung das ganze<br />

Wesen des Menschen von Gr<strong>und</strong> aus geändert <strong>und</strong><br />

umgekehrt wird, so daß er nichts mehr will von<br />

Allem, was er bisher so heftig wollte, <strong>als</strong>o wirklich<br />

gleichsam ein neuer Mensch an die Stelle des alten<br />

tritt, nannte sie diese Folge der Gnadenwirkung die<br />

Wiedergeburt. Denn was sie den natürlichen Menschen<br />

nennt, dem sie alle Fähigkeit zum Guten abspricht,<br />

das ist eben der <strong>Wille</strong> zum Leben, welcher<br />

verneint werden muß, wenn Erlösung aus einem Daseyn,<br />

wie das unserige ist, erlangt werden soll. Hinter<br />

unserm Daseyn nämlich steckt etwas Anderes, welches<br />

uns erst dadurch zugänglich wird, daß wir die<br />

<strong>Welt</strong> abschütteln.<br />

Nicht, dem Satz vom Gr<strong>und</strong>e gemäß, die Individuen,<br />

sondern die Idee des Menschen in ihrer Einheit betrachtend,<br />

symbolisirt die Christliche Glaubenslehre<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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