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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65101 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2026<br />

den Individuen nur ein rastloses Entstehn <strong>und</strong> Vergehn.<br />

Aus dem tiefinnersten Bewußtseyn seiner Unvergänglichkeit<br />

entspringt eigentlich auch die Sicherheit<br />

<strong>und</strong> Gemüthsruhe, mit der jedes thierische <strong>und</strong><br />

auch das menschliche Individuum unbesorgt dahin<br />

wandelt zwischen einem Heer von Zufällen, die es<br />

jeden Augenblick vernichten können, <strong>und</strong> überdies<br />

dem Tod gerade entgegen: aus seinen Augen blickt inzwischen<br />

die Ruhe der Gattung, <strong>als</strong> welche jener Untergang<br />

nicht anficht <strong>und</strong> nicht angeht. Auch dem<br />

Menschen könnten diese Ruhe die unsichern <strong>und</strong><br />

wechselnden Dogmen nicht verleihen. Aber, wie gesagt,<br />

der Anblick jedes Thieres lehrt, daß dem Kern<br />

des Lebens, dem <strong>Wille</strong>n, in seiner Manifestation der<br />

Tod nicht hinderlich ist. Welch ein unergründliches<br />

Mysterium liegt doch in jedem Thiere! Seht das nächste,<br />

seht euern H<strong>und</strong> an: wie wohlgemuth <strong>und</strong> ruhig er<br />

dasteht! Viele Tausende von H<strong>und</strong>en haben sterben<br />

müssen, ehe es an diesen kam, zu leben. Aber der Untergang<br />

jener Tausende hat die Idee des H<strong>und</strong>es nicht<br />

angefochten: sie ist durch alles jenes Sterben nicht im<br />

Mindesten getrübt worden. Daher steht der H<strong>und</strong> so<br />

frisch <strong>und</strong> urkräftig da, <strong>als</strong> wäre dieser Tag sein erster<br />

<strong>und</strong> könne keiner sein letzter seyn, <strong>und</strong> aus seinen<br />

Augen leuchtet das unzerstörbare Princip in ihm, der<br />

Archaeus. Was ist denn nun jene Jahrtausende hindurch<br />

gestorben? – Nicht der H<strong>und</strong>, er steht unver-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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