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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64133 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1058<br />

ein bloß formales ist, wodurch es symmetrisch entspricht<br />

den formalen Gesetzen, welche die Kritik der<br />

reinen Vernunft uns kennen gelehrt hat. Es ist freilich<br />

statt eines Gesetzes, nur die Formel zur Auffindung<br />

eines solchen; aber theils hatten wir diese Formel<br />

schon kürzer <strong>und</strong> klarer in dem: quod tibi fieri non<br />

vis, alteri ne feceris, theils zeigt die Analyse dieser<br />

Formel, daß einzig <strong>und</strong> allein die Rücksicht auf eigene<br />

Glücksäligkeit ihr Gehalt giebt, daher sie nur dem<br />

vernünftigen Egoismus dienen kann, dem auch alle<br />

gesetzliche Verfassung ihren Ursprung verdankt.<br />

Ein anderer Fehler, der, weil er dem Gefühl eines<br />

Jeden Anstoß giebt, oft gerügt <strong>und</strong> von Schiller in<br />

einem Epigramm persiflirt ist, ist die pedantische Satzung,<br />

daß eine That, um wahrhaft gut <strong>und</strong> verdienstlich<br />

zu seyn, einzig <strong>und</strong> allein aus Achtung vor dem<br />

erkannten Gesetz <strong>und</strong> dem Begriff der Pflicht, <strong>und</strong><br />

nach einer der Vernunft in abstracto bewußten Maxime<br />

vollbracht werden muß, nicht aber irgend aus Neigung,<br />

nicht aus gefühltem Wohlwollen gegen Andere,<br />

nicht aus weichherziger Theilnahme, Mitleid oder<br />

Herzensaufwallung, welche (laut »Kritik der praktischen<br />

Vernunft«, S. 213; Rosenkranzische Ausgabe,<br />

S. 257) wohldenkenden Personen, <strong>als</strong> ihre überlegten<br />

Maximen verwirrend, sogar sehr lästig sind; sondern<br />

die That muß ungern <strong>und</strong> mit Selbstzwang geschehn.<br />

Man erinnere sich, daß dabei dennoch Hoffnung des<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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