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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63748 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 673<br />

gungsgeschäft. – <strong>Die</strong>se Ansicht ist mythisch dargestellt<br />

in dem Dogma der Christlichen Glaubenslehre,<br />

daß wir alle des Sündenfalles Adams (der offenbar<br />

nur die Befriedigung der Geschlechtslust ist) theilhaft<br />

<strong>und</strong> durch denselben des Leidens <strong>und</strong> des Todes<br />

schuldig sind. Jene Glaubenslehre geht hierin über die<br />

Betrachtung nach dem Satz vom Gr<strong>und</strong>e hinaus <strong>und</strong><br />

erkennt die Idee des Menschen, deren Einheit, aus<br />

ihrem Zerfallen in unzählige Individuen, durch das<br />

alle zusammenhaltende Band der Zeugung wiederhergestellt<br />

wird. <strong>Die</strong>sem zufolge sieht sie jedes Individuum<br />

einerseits <strong>als</strong> identisch mit dem Adam, dem Repräsentanten<br />

der Bejahung des Lebens, an, <strong>und</strong> insofern<br />

<strong>als</strong> der Sünde (Erbsünde), dem Leiden <strong>und</strong> dem<br />

Tode anheimgefallen: andererseits zeigt ihr die Erkenntniß<br />

der Idee auch jedes Individuum <strong>als</strong> identisch<br />

mit dem Erlöser, dem Repräsentanten der Verneinung<br />

des <strong>Wille</strong>ns zum Leben, <strong>und</strong> insofern seiner Selbstaufopferung<br />

theilhaft, durch sein Verdienst erlöst, <strong>und</strong><br />

gerettet aus den Banden der Sünde <strong>und</strong> des Todes, d.i.<br />

der <strong>Welt</strong> (Röm. 5, 12-21).<br />

Eine andere mythische Darstellung unserer Ansicht<br />

von der Geschlechtsbefriedigung <strong>als</strong> der Bejahung des<br />

<strong>Wille</strong>ns zum Leben über das individuelle Leben hinaus,<br />

<strong>als</strong> einer erst dadurch konsummirten Anheimfallung<br />

an dasselbe, oder gleichsam <strong>als</strong> einer erneuerten<br />

Verschreibung an das Leben, ist der Griechische My-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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