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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63541 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 466<br />

Geist vernommen.63<br />

<strong>Die</strong> verkehrte, wiewohl vom Xenophontischen Sokrates<br />

ausgesprochene Meinung (Stobaei Floril. Vol.<br />

2, p. 384), daß die Griechen das aufgestellte Ideal<br />

menschlicher Schönheit ganz empirisch, durch Zusammenlesen<br />

einzelner schöner Theile, hier ein Knie,<br />

dort einen Arm entblößend <strong>und</strong> merkend, aufgef<strong>und</strong>en<br />

hätten, hat übrigens eine ihr ganz analoge im Betreff<br />

der Dichtkunst, nämlich die Annahme, daß z.B.<br />

Shakespeare die unzählig mannigfaltigen, so wahren,<br />

so gehaltenen, so aus der Tiefe herausgearbeiteten<br />

Charaktere in seinen Dramen, aus seiner eigenen Erfahrung<br />

im <strong>Welt</strong>leben sich gemerkt <strong>und</strong> dann wiedergegeben<br />

hätte. <strong>Die</strong> Unmöglichkeit <strong>und</strong> Absurdität solcher<br />

Annahme bedarf keiner Auseinandersetzung: es<br />

ist offenbar, daß der Genius, wie er die Werke der bildenden<br />

Kunst nur durch eine ahndende Anticipation<br />

des Schönen hervorbringt, so die Werke der Dichtkunst<br />

nur durch eine eben solche Anticipation des<br />

Charakteristischen; wenn gleich beide der Erfahrung<br />

bedürfen, <strong>als</strong> eines Schemas, woran allein jenes ihnen<br />

a priori dunkel Bewußte zur vollen Deutlichkeit hervorgerufen<br />

wird <strong>und</strong> die Möglichkeit besonnener Darstellung<br />

nunmehr eintritt.<br />

Menschliche Schönheit wurde oben erklärt <strong>als</strong> die<br />

vollkommenste Objektivation des <strong>Wille</strong>ns auf der<br />

höchsten Stufe seiner Erkennbarkeit. Sie drückt sich<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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