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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65212 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2137<br />

sten seines individuellen Wohls, verfolgen würde.<br />

Also nimmt hier, wie bei allem Instinkt, die Wahrheit<br />

die Gestalt des Wahnes an, um auf den <strong>Wille</strong>n zu wirken.<br />

Ein wollüstiger Wahn ist es, der dem Manne vorgaukelt,<br />

er werde in den Armen eines Weibes von der<br />

ihm zusagenden Schönheit einen größern Genuß finden,<br />

<strong>als</strong> in denen eines jeden andern; oder der gar,<br />

ausschließlich auf ein einziges Individuum gerichtet,<br />

ihn fest überzeugt, daß dessen Besitz ihm ein überschwängliches<br />

Glück gewähren werde. Demnach<br />

wähnt er, für seinen eigenen Genuß Mühe <strong>und</strong> Opfer<br />

zu verwenden, während es bloß für die Erhaltung des<br />

regelrechten Typus der Gattung geschieht, oder gar<br />

eine ganz bestimmte Individualität, die nur von diesen<br />

Eltern kommen kann, zum Daseyn gelangen soll. So<br />

völlig ist hier der Charakter des Instinkts, <strong>als</strong>o ein<br />

Handeln wie nach einem Zweckbegriff <strong>und</strong> doch ganz<br />

ohne denselben, vorhanden, daß der von jenem Wahn<br />

Getriebene den Zweck, welcher allein ihn leitet, die<br />

Zeugung, oft sogar verabscheut <strong>und</strong> verhindern möchte:<br />

nämlich bei fast allen unehelichen Liebschaften.<br />

Dem dargelegten Charakter der Sache gemäß wird,<br />

nach dem endlich erlangten Genuß, jeder Verliebte<br />

eine w<strong>und</strong>ersame Enttäuschung erfahren, <strong>und</strong> darüber<br />

erstaunen, daß das so sehnsuchtsvoll Begehrte nichts<br />

mehr leistet, <strong>als</strong> jede andere Geschlechtsbefriedigung;<br />

so daß er sich nicht sehr dadurch gefördert sieht. Jener<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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