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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64114 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1039<br />

nünftig?110<br />

Wie Bosheit mit Vernunft sehr gut zusammen besteht,<br />

ja erst in dieser Vereinigung recht furchtbar ist;<br />

so findet sich umgekehrt auch bisweilen Edelmuth<br />

verb<strong>und</strong>en mit Unvernunft. Dahin kann man die That<br />

des Koriolanus rechnen, der, nachdem er Jahrelang<br />

alle seine Kraft aufgewendet hatte, um sich Rache an<br />

den Römern zu verschaffen, jetzt, nachdem die Zeit<br />

endlich gekommen ist, sich durch das Flehn des Senats<br />

<strong>und</strong> das Weinen seiner Mutter <strong>und</strong> Gattin erweichen<br />

läßt, die so lange <strong>und</strong> so mühsam vorbereitete<br />

Rache aufgiebt, ja sogar, indem er dadurch den gerechten<br />

Zorn der Volsker auf sich ladet, für jene<br />

Römer stirbt, deren Undankbarkeit er kennt <strong>und</strong> mit<br />

so großer Anstrengung strafen gewollt hat. – Endlich,<br />

der Vollständigkeit wegen sei es erwähnt, kann Vernunft<br />

sehr wohl mit Unverstand sich vereinigen. <strong>Die</strong>s<br />

ist der Fall, wann eine dumme Maxime gewählt, aber<br />

mit Konsequenz durchgeführt wird. Ein Beispiel der<br />

Art gab die Prinzessin Isabella, Tochter Philipp's II.,<br />

welche gelobte, so lange Ostende nicht erobert worden,<br />

kein reines Hemd anzuziehn, <strong>und</strong> Wort hielt, drei<br />

Jahre hindurch. Ueberhaupt gehören alle Gelübde hieher,<br />

deren Ursprung allemal Mangel an Einsicht<br />

gemäß dem Gesetz der Kausalität, d.h. Unverstand<br />

ist; nichts desto weniger ist es vernünftig, sie zu erfüllen,<br />

wenn man ein Mal von so beschränktem Ver-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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