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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63283 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 208<br />

verw<strong>und</strong>bar machen können. Daher sagte Antisthenes:<br />

Dei ktasthai noun, ê brochon (aut mentem parandam,<br />

aut laqueum. Plut. de stoic. repugn., c. 14),<br />

d.h. das Leben ist so voller Plagen <strong>und</strong> Hudeleien,<br />

daß man entweder, mittelst berichtigter Gedanken,<br />

sich darüber hinaussetzen, oder es verlassen muß.<br />

Man sah ein, daß die Entbehrung, das Leiden, nicht<br />

unmittelbar <strong>und</strong> nothwendig hervorgieng aus dem<br />

Nichthaben; sondern erst aus dem Haben-wollen <strong>und</strong><br />

doch nicht haben; daß <strong>als</strong>o dieses Haben-wollen die<br />

nothwendige Bedingung ist, unter der allein das<br />

Nicht-haben zur Entbehrung wird, <strong>und</strong> den Schmerz<br />

erzeugt. Ou penia lypên ergazetai, alla epithymia<br />

(non paupertas dolorem efficit, sed cupiditas),<br />

Epict., fragm. 25. Man erkannte zudem aus Erfahrung,<br />

daß bloß die Hoffnung, der Anspruch es ist, der<br />

den Wunsch gebiert <strong>und</strong> nährt; daher uns weder die<br />

vielen, Allen gemeinsamen <strong>und</strong> unvermeidlichen<br />

Uebel, noch die unerreichbaren Güter beunruhigen<br />

<strong>und</strong> plagen; sondern allein das unbedeutende Mehr<br />

<strong>und</strong> Weniger des dem Menschen Ausweichbaren <strong>und</strong><br />

Erreichbaren; ja, daß nicht nur das absolut, sondern<br />

auch schon das relativ Unerreichbare, oder Unvermeidliche,<br />

uns ganz ruhig läßt; daher die Uebel, welche<br />

unserer Individualität ein Mal beigegeben sind,<br />

oder die Güter, welche ihr nothwendig versagt bleiben<br />

müssen, mit Gleichgültigkeit betrachtet werden, <strong>und</strong><br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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