18.01.2013 Aufrufe

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

63261 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 186<br />

anschaulich erkannte Nothwendigkeit, welche der<br />

Geometrie ihre große Evidenz ertheilt <strong>und</strong> auf der im<br />

Bewußtseyn eines Jeden die Gewißheit ihrer Sätze beruht:<br />

keineswegs ist es der auf Stelzen einherschreitende<br />

logische Beweis, welcher, der Sache immer<br />

fremd, meistens bald vergessen wird, ohne Nachtheil<br />

der Ueberzeugung, <strong>und</strong> ganz wegfallen könnte, ohne<br />

daß die Evidenz der Geometrie dadurch vermindert<br />

würde, da sie ganz unabhängig von ihm ist <strong>und</strong> er<br />

immer nur Das beweist, wovon man schon vorher,<br />

durch eine andere Erkenntnißart, völlige Ueberzeugung<br />

hat: insofern gleicht er einem feigen Soldaten,<br />

der dem von andern erschlagenen Feinde noch eine<br />

W<strong>und</strong>e versetzt, <strong>und</strong> sich dann rühmt, ihn erledigt zu<br />

haben26.<br />

<strong>Die</strong>sem allen zufolge wird es hoffentlich keinem<br />

Zweifel weiter unterliegen, daß die Evidenz der Mathematik,<br />

welche zum Musterbild <strong>und</strong> Symbol aller<br />

Evidenz geworden ist, ihrem Wesen nach nicht auf<br />

Beweisen, sondern auf unmittelbarer Anschauung beruht,<br />

welche <strong>als</strong>o hier, wie überall, der letzte Gr<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> die Quelle aller Wahrheit ist. Jedoch hat die Anschauung,<br />

welche der Mathematik zum Gr<strong>und</strong>e liegt,<br />

einen großen Vorzug vor jeder andern, <strong>als</strong>o vor der<br />

empirischen. Nämlich, da sie a priori ist, mithin unabhängig<br />

von der Erfahrung, die immer nur theilweise<br />

<strong>und</strong> successiv gegeben wird; liegt ihr Alles gleich<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!