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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63646 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 571<br />

che durch andere Individuen ersetzt wird, <strong>als</strong> den Bestand<br />

der Materie seines Leibes, die stets durch neue<br />

ersetzt wird: es erscheint eben so thöricht, Leichen<br />

einzub<strong>als</strong>amiren, <strong>als</strong> es wäre, seine Auswürfe sorgfältig<br />

zu bewahren. Was das an den individuellen Leib<br />

geb<strong>und</strong>ene individuelle Bewußtseyn betrifft, so wird<br />

es täglich durch den Schlaf gänzlich unterbrochen.<br />

Der tiefe Schlaf ist vom Tode, in welchen er oft, z.B.<br />

beim Erfrieren, ganz stetig übergeht, für die Gegenwart<br />

seiner Dauer, gar nicht verschieden, sondern nur<br />

für die Zukunft, nämlich in Hinsicht auf das Erwachen.<br />

Der Tod ist ein Schlaf, in welchem die Individualität<br />

vergessen wird: alles Andere erwacht wieder,<br />

oder vielmehr ist wach geblieben.75<br />

Vor Allem müssen wir deutlich erkennen, daß die<br />

Form der Erscheinung des <strong>Wille</strong>ns, <strong>als</strong>o die Form des<br />

Lebens oder der Realität, eigentlich nur die Gegenwart<br />

ist, nicht Zukunft, noch Vergangenheit: diese<br />

sind nur im Begriff, sind nur im Zusammenhange der<br />

Erkenntniß da, sofern sie dem Satz vom Gr<strong>und</strong>e folgt.<br />

In der Vergangenheit hat kein Mensch gelebt, <strong>und</strong> in<br />

der Zukunft wird nie einer leben; sondern die Gegenwart<br />

allein ist die Form alles Lebens, ist aber auch<br />

sein sicherer Besitz, der ihm nie entrissen werden<br />

kann. <strong>Die</strong> Gegenwart ist immer da, samt ihrem Inhalt:<br />

Beide stehn fest, ohne zu wanken; wie der Regenbogen<br />

auf dem Wasserfall. Denn dem <strong>Wille</strong>n ist das<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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