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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65406 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2331<br />

kenntniß <strong>und</strong> demnächst Aneignung der Leiden einer<br />

ganzen <strong>Welt</strong>, eben dahin führt, ist die schmale Straße<br />

der Auserwählten, der Heiligen, mithin <strong>als</strong> eine seltene<br />

Ausnahme zu betrachten. Ohne jenen erstern<br />

würde daher für die Meisten kein Heil zu hoffen seyn.<br />

Inzwischen sträuben wir uns, denselben zu betreten,<br />

<strong>und</strong> streben vielmehr, mit allen Kräften, uns ein sicheres<br />

<strong>und</strong> angenehmes Daseyn zu bereiten, wodurch wir<br />

unsern <strong>Wille</strong>n immer fester an das Leben ketten. Umgekehrt<br />

handeln die Asketen, welche ihr Leben absichtlich<br />

möglichst arm, hart <strong>und</strong> freudenleer machen,<br />

weil sie ihr wahres <strong>und</strong> letztes Wohl im Auge haben.<br />

Aber für uns sorgt das Schicksal <strong>und</strong> der Lauf der<br />

Dinge besser, <strong>als</strong> wir selbst, indem es unsere Anstalten<br />

zu einem Schlaraffenleben, dessen Thörichtes<br />

schon an seiner Kürze, Bestandlosigkeit, Leerheit <strong>und</strong><br />

Beschließung durch den bittern Tod erkennbar genug<br />

ist, allenthalben vereitelt. Dornen über Dornen auf<br />

unsern Pfad streuet <strong>und</strong> das heilsame Leiden, das Panakeion<br />

unsers Jammers, uns überall entgegen bringt.<br />

Wirklich ist was unserm Leben seinen w<strong>und</strong>erlichen<br />

<strong>und</strong> zweideutigen Charakter giebt <strong>Die</strong>ses, daß darin<br />

zwei einander diametral entgegengesetzte Gr<strong>und</strong>zwekke<br />

sich beständig kreuzen: der des individuellen <strong>Wille</strong>ns,<br />

gerichtet auf chimärisches Glück, in einem ephemeren,<br />

traumartigen, täuschenden Daseyn, wo hinsichtlich<br />

des Vergangenen Glück <strong>und</strong> Unglück gleich-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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