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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63694 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 619<br />

nach der Bestimmung des Schicks<strong>als</strong>, die wir aber<br />

auch immer erst hinterher erfahren.<br />

Wie die Begebenheiten immer dem Schicksal, d.h.<br />

der endlosen Verkettung der Ursachen, so werden unsere<br />

Thaten immer unserm intelligibeln Charakter<br />

gemäß ausfallen; aber wie wir jenes nicht vorherwissen,<br />

so ist uns auch keine Einsicht a priori in diesen<br />

gegeben; sondern nur a posteriori, durch die Erfahrung,<br />

lernen wir, wie die Andern, so auch uns selbst<br />

kennen. Brachte der intelligible Charakter es mit sich,<br />

daß wir einen guten Entschluß nur nach langem<br />

Kampf gegen eine böse Neigung fassen konnten; so<br />

muß dieser Kampf vorhergehn <strong>und</strong> abgewartet werden.<br />

<strong>Die</strong> Reflexion über die Unveränderlichkeit des<br />

Charakters, über die Einheit der Quelle, aus welcher<br />

alle unsere Thaten fließen, darf uns nicht verleiten, zu<br />

Gunsten des einen noch des andern Theiles, der Entscheidung<br />

des Charakters vorzugreifen: am erfolgenden<br />

Entschluß werden wir sehn, welcher Art wir sind,<br />

<strong>und</strong> uns an unsern Thaten spiegeln. Hieraus eben erklärt<br />

sich die Befriedigung, oder die Seelenangst, mit<br />

der wir auf den zurückgelegten Lebensweg zurücksehn:<br />

Beide kommen nicht daher, daß jene vergangenen<br />

Thaten noch ein Daseyn hätten: sie sind vergangen,<br />

gewesen <strong>und</strong> jetzt nichts mehr; aber ihre große<br />

Wichtigkeit für uns kommt aus ihrer Bedeutung,<br />

kommt daher, daß diese Thaten der Abdruck des Cha-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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