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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63829 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 754<br />

zu finden, weil er im Innern des Gemüthes liegt.<br />

Daher können wir fast nie das Thun Anderer <strong>und</strong> selten<br />

unser eigenes moralisch richtig beurtheilen. – <strong>Die</strong><br />

Thaten <strong>und</strong> Handlungsweisen des Einzelnen <strong>und</strong> eines<br />

Volkes können durch Dogmen, Beispiel <strong>und</strong> Gewohnheit<br />

sehr modificirt werden. Aber an sich sind alle<br />

Thaten (opera operata) bloß leere Bilder, <strong>und</strong> allein<br />

die Gesinnung, welche zu ihnen leitet, giebt ihnen<br />

moralische Bedeutsamkeit. <strong>Die</strong>se aber kann wirklich<br />

ganz die selbe seyn, bei sehr verschiedener äußerer<br />

Erscheinung. Bei gleichem Grade von Bosheit kann<br />

der Eine auf dem Rade, der Andere ruhig Im Schooße<br />

der Seinigen sterben. Es kann der selbe Gr<strong>und</strong> von<br />

Bosheit seyn, der sich bei einem Volke in groben<br />

Zügen, in Mord <strong>und</strong> Kannibalismus, beim andern<br />

hingegen in Hofintriguen, Unterdrückungen <strong>und</strong> feinen<br />

Ränken aller Art fein <strong>und</strong> leise en miniature ausspricht:<br />

das Wesen bleibt das selbe. Es ließe sich denken,<br />

daß ein vollkommener Staat, oder sogar vielleicht<br />

auch ein vollkommen fest geglaubtes Dogma<br />

von Belohnungen <strong>und</strong> Strafen jenseit des Todes, jedes<br />

Verbrechen verhinderte: politisch wäre dadurch viel,<br />

moralisch gar nichts gewonnen, vielmehr nur die Abbildung<br />

des <strong>Wille</strong>ns durch das Leben gehemmt.<br />

<strong>Die</strong> ächte Güte der Gesinnung, die uneigennützige<br />

Tugend <strong>und</strong> der reine Edelmuth gehn <strong>als</strong>o nicht von<br />

abstrakter Erkenntniß aus, aber doch von Erkenntniß:<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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