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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63330 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 255<br />

Motivs auf den Charakter mit strenger Nothwendigkeit<br />

folgt. Alle Nothwendigkeit ist, wie schon gesagt,<br />

Verhältniß der Folge zum Gr<strong>und</strong>e <strong>und</strong> durchaus<br />

nichts weiter. Der Satz vom Gr<strong>und</strong>e ist allgemeine<br />

Form aller Erscheinung, <strong>und</strong> der Mensch in seinem<br />

Thun muß, wie jede andere Erscheinung, ihm unterworfen<br />

seyn. Weil aber im Selbstbewußtseyn der<br />

<strong>Wille</strong> unmittelbar <strong>und</strong> an sich erkannt wird, so liegt<br />

auch in diesem Bewußtseyn das der Freiheit. Allein es<br />

wird übersehn, daß das Individuum, die Person, nicht<br />

<strong>Wille</strong> <strong>als</strong> Ding an sich, sondern schon Erscheinung<br />

des <strong>Wille</strong>ns ist, <strong>als</strong> solche schon determinirt <strong>und</strong> in<br />

die Form der Erscheinung, den Satz vom Gr<strong>und</strong>, eingegangen.<br />

Daher kommt die w<strong>und</strong>erliche Thatsache,<br />

daß Jeder sich a priori für ganz frei, auch in seinen<br />

einzelnen Handlungen, hält <strong>und</strong> meint, er könne jeden<br />

Augenblick einen andern Lebenswandel anfangen,<br />

welches hieße ein Anderer werden. Allein a posteriori,<br />

durch die Erfahrung, findet er zu seinem Erstaunen,<br />

daß er nicht frei ist, sondern der Nothwendigkeit<br />

unterworfen, daß er, aller Vorsätze <strong>und</strong> Reflexionen<br />

ungeachtet, sein Thun nicht ändert, <strong>und</strong> vom Anfang<br />

seines Lebens bis zum Ende den selben von ihm<br />

selbst mißbilligten Charakter durchführen <strong>und</strong> gleichsam<br />

die übernommene Rolle bis zu Ende spielen<br />

muß. Ich kann diese Betrachtung hier nicht weiter<br />

ausführen, da sie <strong>als</strong> ethisch an eine andere Stelle die-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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