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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64630 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1555<br />

daher Walter Scott in Nigels fortunes am alten Wucherer<br />

gezeigt, wie brennender Geiz, Egoismus <strong>und</strong><br />

Unredlichkeit noch in voller Blüthe stehn, gleich den<br />

Giftpflanzen im Herbst, <strong>und</strong> sich noch heftig äußern,<br />

nachdem der Intellekt schon kindisch geworden. <strong>Die</strong><br />

einzigen Veränderungen, welche in unsern Neigungen<br />

vorgehn, sind solche, welche unmittelbare Folgen der<br />

Abnahme unserer Körperkräfte <strong>und</strong> damit der Fähigkeiten<br />

zum Genießen sind: so wird die Wollust der<br />

Völlerei Platz machen, die Prachtliebe dem Geiz, <strong>und</strong><br />

die Eitelkeit der Ehrsucht; eben wie der Mann, welcher,<br />

ehe er noch einen Bart hatte, einen f<strong>als</strong>chen anklebte,<br />

späterhin seinen grau gewordenen Bart braun<br />

färben wird. Während <strong>als</strong>o alle organischen Kräfte,<br />

die Muskelstärke, die Sinne, das Gedächtniß, Witz,<br />

Verstand, Genie, sich abnutzen <strong>und</strong> im Alter stumpf<br />

werden, bleibt der <strong>Wille</strong> allein unversehrt <strong>und</strong> unverändert:<br />

der Drang <strong>und</strong> die Richtung des Wollens<br />

bleibt die selbe. Ja, in manchen Stücken zeigt sich im<br />

Alter der <strong>Wille</strong> noch entschiedener: so, in der Anhänglichkeit<br />

am Leben, welche bekanntlich zunimmt;<br />

sodann in der Festigkeit <strong>und</strong> Beharrlichkeit bei Dem,<br />

was er ein Mal ergriffen hat, im Eigensinn; welches<br />

daraus erklärlich ist, daß die Empfänglichkeit des Intellekts<br />

für andere Eindrücke <strong>und</strong> dadurch die Beweglichkeit<br />

des <strong>Wille</strong>ns durch hinzuströhmende Motive<br />

abgenommen hat: daher die Unversöhnlichkeit des<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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