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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63697 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 622<br />

Allem was uns im Vorübergehn reizt; dann ist dies<br />

das verkehrte Bestreben, die Linie unsers Wegs in<br />

eine Fläche zu verwandeln: wir laufen sodann im<br />

Zickzack, irrlichterliren hin <strong>und</strong> her <strong>und</strong> gelangen zu<br />

nichts. – Oder, um ein anderes Gleichniß zu gebrauchen,<br />

wie, nach Hobbes' Rechtslehre, ursprünglich<br />

Jeder auf jedes Ding ein Recht hat, aber auf keines ein<br />

ausschließliches; letzteres jedoch auf einzelne Dinge<br />

erlangen kann, dadurch, daß er seinem Recht auf alle<br />

übrigen entsagt, wogegen die Andern in Hinsicht auf<br />

das von ihm erwählte das gleiche thun; gerade so ist<br />

es im Leben, wo wir irgend eine bestimmte Bestrebung,<br />

sei sie nach Genuß, Ehre, Reichthum, Wissenschaft,<br />

Kunst, oder Tugend, nur dann recht mit Ernst<br />

<strong>und</strong> mit Glück verfolgen können, wann wir alle ihr<br />

fremden Ansprüche aufgeben, auf alles Andere verzichten.<br />

Darum ist das bloße Wollen <strong>und</strong> auch Können<br />

an sich noch nicht zureichend, sondern ein<br />

Mensch muß auch wissen, was er will, <strong>und</strong> wissen,<br />

was er kann: erst so wird er Charakter zeigen, <strong>und</strong><br />

erst dann kann er etwas Rechtes vollbringen. Bevor er<br />

dahin gelangt, ist er, ungeachtet der natürlichen Konsequenz<br />

des empirischen Charakters, doch charakterlos,<br />

<strong>und</strong> obwohl er im Ganzen sich treu bleiben <strong>und</strong><br />

seine Bahn durchlaufen muß, von seinem Dämon gezogen;<br />

so wird er doch keine schnurgerechte, sondern<br />

eine zitternde, ungleiche Linie beschreiben, schwan-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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