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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64859 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1784<br />

durch die unermeßliche Ueberzahl von Keimen, durch<br />

die dringende Heftigkeit des Geschlechtstriebes,<br />

durch dessen Bereitwilligkeit sich allen Umständen<br />

<strong>und</strong> Gelegenheiten anzupassen, bis zur Bastarderzeugung,<br />

<strong>und</strong> durch die instinktive Mutterliebe, deren<br />

Stärke so groß ist, daß sie, in vielen Thierarten, die<br />

Selbstliebe überwiegt, so daß die Mutter ihr Leben<br />

opfert, um das des Jungen zu retten. Das Individuum<br />

hingegen hat für die Natur nur einen indirekten<br />

Werth, nämlich nur sofern es das Mittel ist, die Gattung<br />

zu erhalten. Außerdem ist ihr sein Daseyn<br />

gleichgültig, ja, sie selbst führt es dem Untergang entgegen,<br />

sobald es aufhört zu jenem Zwecke tauglich zu<br />

seyn. Wozu das Individuum dasei, wäre <strong>als</strong>o deutlich:<br />

aber wozu die Gattung selbst? dies ist eine Frage, auf<br />

welche die bloß objektiv betrachtete Natur die Antwort<br />

schuldig bleibt. Denn vergeblich sucht man, bei<br />

ihrem Anblick, von diesem rastlosen Treiben, diesem<br />

ungestümen Drängen ins Daseyn, dieser ängstlichen<br />

Sorgfalt für die Erhaltung der Gattungen, einen<br />

Zweck zu entdecken. <strong>Die</strong> Kräfte <strong>und</strong> die Zeit der Individuen<br />

gehn auf in der Anstrengung für ihren <strong>und</strong><br />

ihrer Jungen Unterhalt, <strong>und</strong> reichen nur knapp, bisweilen<br />

selbst gar nicht dazu aus. Wenn aber auch hier<br />

<strong>und</strong> da ein Mal ein Ueberschuß von Kraft <strong>und</strong> dadurch<br />

von Wohlbehagen – bei der einen vernünftigen<br />

Gattung, auch wohl von Erkenntniß – bleibt; so ist<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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