18.01.2013 Aufrufe

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

63229 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 154<br />

<strong>und</strong> mannigfaltigen Modifikationen der Wirklichkeit<br />

passen kann. Der Pedant kommt daher mit seinen allgemeinen<br />

Maximen im Leben fast immer zu kurz,<br />

zeigt sich unklug, abgeschmackt, unbrauchbar: in der<br />

Kunst, für die der Begriff unfruchtbar ist, producirt er<br />

leblose, steife, manierirte Aftergeburten. Sogar in<br />

ethischer Hinsicht kann der Vorsatz, recht oder edel<br />

zu handeln, nicht überall nach abstrakten Maximen<br />

ausgeführt werden; weil in vielen Fällen die unendlich<br />

fein nüancirte Beschaffenheit der Umstände eine unmittelbar<br />

aus dem Charakter hervorgegangene Wahl<br />

des Rechten nöthig macht, indem die Anwendung<br />

bloß abstrakter Maximen theils, weil sie nur halb passen,<br />

f<strong>als</strong>che Resultate giebt, theils nicht durchzuführen<br />

ist, indem sie dem individuellen Charakter des<br />

Handelnden fremd sind <strong>und</strong> dieser sich nie ganz verleugnen<br />

läßt: daher dann Inkonsequenzen folgen. Wir<br />

können Kanten, sofern er zur Bedingung des moralischen<br />

Werths einer Handlung macht, daß sie aus rein<br />

vernünftigen abstrakten Maximen, ohne alle Neigung<br />

oder momentane Aufwallung geschehe, vom Vorwurf<br />

der Veranlassung moralischer Pedanterei nicht ganz<br />

frei sprechen; welcher Vorwurf auch der Sinn des<br />

Schillerschen Epigramms, »Gewissensskrupel« überschrieben,<br />

ist. – Wenn, besonders in politischen Angelegenheiten,<br />

geredet wird von Doktrinairs, Theoretikern,<br />

Gelehrten u.s.w.; so sind Pedanten gemeint, d.h.<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!