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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65083 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2008<br />

der Laune jedes Narren, <strong>und</strong> dem Muthwillen jedes<br />

Kindes, ohne Rückhalt Preis giebt, spricht sie aus,<br />

daß die Vernichtung dieser Individuen ihr gleichgültig<br />

sei, ihr nicht schade, gar nichts zu bedeuten habe, <strong>und</strong><br />

daß, in jenen Fällen, die Wirkung so wenig auf sich<br />

habe, wie die Ursache. Sie sagt dies sehr deutlich aus,<br />

<strong>und</strong> sie lügt nie: nur kommentirt sie ihre Aussprüche<br />

nicht; vielmehr redet sie im lakonischen Stil der Orakel.<br />

Wenn nun die Allmutter so sorglos ihre Kinder<br />

tausend drohenden Gefahren, ohne Obhut, entgegensendet;<br />

so kann es nur seyn, weil sie weiß, daß wenn<br />

sie fallen, sie in ihren Schooß zurückfallen, wo sie geborgen<br />

sind, daher ihr Fall nur ein Scherz ist. Sie hält<br />

es mit dem Menschen nicht anders, <strong>als</strong> mit den Thieren.<br />

Ihre Aussage <strong>als</strong>o erstreckt sich auch auf diesen:<br />

Leben oder Tod des Individuums sind ihr gleichgültig.<br />

Demzufolge sollten sie es, in gewissem Sinne,<br />

auch uns seyn: denn wir selbst sind ja die Natur,<br />

Gewiß würden wir, wenn wir nur tief genug sähen,<br />

der Natur beistimmen <strong>und</strong> Tod oder Leben <strong>als</strong> so<br />

gleichgültig ansehn, wie sie. Inzwischen müssen wir,<br />

mittelst der Reflexion, jene Sorglosigkeit <strong>und</strong> Gleichgültigkeit<br />

der Natur gegen das Leben der Individuen<br />

dahin auslegen, daß die Zerstörung einer solchen Erscheinung<br />

das wahre <strong>und</strong> eigentliche Wesen derselben<br />

im Mindesten nicht anficht.<br />

Erwägen wir nun ferner, daß nicht nur, wie soeben<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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