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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64649 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1574<br />

Galls Schädellehre ist, daß er auch für moralische Eigenschaften<br />

Organe des Gehirns aufstellt. – Kopfverletzungen<br />

mit Verlust von Gehirnsubstanz wirken, in<br />

der Regel, sehr nachtheilig auf den Intellekt: sie haben<br />

gänzlichen oder theilweisen Blödsinn zur Folge, oder<br />

Vergessenheit der Sprache, auf immer oder auf eine<br />

Zeit, bisweilen jedoch von mehreren gewußten Sprachen<br />

nur einer, bisweilen wieder bloß der Eigennamen,<br />

imgleichen den Verlust anderer besessener<br />

Kenntnisse u. dgl. m. Hingegen lesen wir nie, daß<br />

nach einem Unglücksfall solcher Art der Charakter<br />

eine Veränderung erlitten hätte, daß der Mensch<br />

etwan moralisch schlechter oder besser geworden<br />

wäre, oder gewisse Neigungen oder Leidenschaften<br />

verloren, oder auch neue angenommen hätte; niem<strong>als</strong>.<br />

Denn der <strong>Wille</strong> hat seinen Sitz nicht im Gehirn, <strong>und</strong><br />

überdies ist er, <strong>als</strong> das Metaphysische, das prius des<br />

Gehirns, wie des ganzen Leibes, daher nicht durch<br />

Verletzungen des Gehirns veränderlich. – Nach einem<br />

von Spallanzani gemachten <strong>und</strong> von Voltaire wiederholten<br />

Versuch28 bleibt eine Schnecke, der man den<br />

Kopf abgeschnitten, am Leben, <strong>und</strong> nach einigen Wochen<br />

wächst ihr ein neuer Kopf, nebst Fühlhörnern:<br />

mit diesem stellt sich Bewußtseyn <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong><br />

wieder ein; während bis dahin das Thier, durch ungeregelte<br />

Bewegungen, bloßen, blinden <strong>Wille</strong>n zu erkennen<br />

gab. Auch hier <strong>als</strong>o finden wir den <strong>Wille</strong>n <strong>als</strong><br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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