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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63819 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 744<br />

nur den gewöhnlichen Grad trüber Stimmung hervorbringt,<br />

bei Jenem, der die bis zur ausgezeichneten<br />

Bosheit gehende Erscheinung des <strong>Wille</strong>ns ist, nothwendig<br />

eine übermäßige innere Quaal, ewige Unruhe,<br />

unheilbarer Schmerz erwächst; so sucht er nun indirekt<br />

die Linderung, deren er direkt nicht fähig ist,<br />

sucht nämlich durch den Anblick des fremden Leidens,<br />

welches er zugleich <strong>als</strong> eine Aeußerung seiner<br />

Macht erkennt, das eigene zu mildern. Fremdes Leiden<br />

wird ihm jetzt Zweck an sich, ist ihm ein Anblick,<br />

an dem er sich weidet: <strong>und</strong> so entsteht die Erscheinung<br />

der eigentlichen Grausamkeit, des Blutdurstes,<br />

welche die Geschichte so oft sehn läßt, in den Neronen<br />

<strong>und</strong> Domitianen, in den Afrikanischen Deis, im<br />

Robespierre u.s.w.<br />

Mit der Bosheit verwandt ist schon die Rachsucht,<br />

die das Böse mit Bösem vergilt, nicht aus Rücksicht<br />

auf die Zukunft, welches der Charakter der Strafe ist,<br />

sondern bloß wegen des Geschehenen, Vergangenen,<br />

<strong>als</strong> solchen, <strong>als</strong>o uneigennützig, nicht <strong>als</strong> Mittel, sondern<br />

<strong>als</strong> Zweck, um an der Quaal des Beleidigers, die<br />

man selbst verursacht, sich zu weiden. Was die Rache<br />

von der reinen Bosheit unterscheidet <strong>und</strong> in etwas entschuldigt,<br />

ist ein Schein des Rechts; sofern nämlich<br />

der selbe Akt, der jetzt Rache ist, wenn er gesetzlich,<br />

d.h. nach einer vorher bestimmten <strong>und</strong> bekannten<br />

Regel <strong>und</strong> in einem Verein, der sie sanktionirt hat,<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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